Infobox: Eindrücke von der Musikmesse Frankfurt 1999

The same procedure as every year: Man läuft zur Halle 9.0 und wird gleich am Eingang vom übergroßen Roland-Stand begrüßt, wo man sich durch den Besucherandrang und die Prospektanhäufungen geradezu genötigt sieht, eine der Roland-Stofftaschen mitzunehmen, um sie im Laufe der Erkundungen mit bunten Heftchen zu füllen, die hernach alle wieder in den Müll wandern. Eigentlich kein schlechter Trick von Roland, denn die armen Korg-Mitarbeiter müssen mitansehen, wie Horden von Roland-Taschen-Trägern ihre Workstations antesten.

Es war mal wieder Musikmesse, und alle gingen hin, um sich die heißesten Neuigkeiten auf dem Instrumentensektor anzusehen. Uns sollen hier natürlich vornehmlich die elektronischen Vertreter interessieren. Dieser Artikel wird jedoch weniger mit Fakten um sich werfen, als vielmehr meine Eindrücke schildern und bekommt dadurch sicher auch Kommentarcharakter. Featurelisten und große Geheimnisse bitte ich in Prospekten und Fachzeitschriften nachzulesen.


Bei Access war es geradezu langweilig. Man zeigte den altbekannten Virus, sowie dessen Keyboard-Version mit gleichen Features und gleichem Frontpanel. Wie schon letztes Jahr war der Sound für mich der beste im virtuell-analogen Sektor, allerdings brummte ein User, der den Virus auch wirklich daheim hat, daß er doch ein paar Knöpfe mehr beim Keyboard erwartet hätte, weil ihm immer noch zu viele Parameter im Display liegen. Das mag durchaus sein, und Platz wäre ja noch massig gewesen...

Q20 Alesis hatte sich wie üblich nicht in Halle 9.0, sondern bei der professionellen Studiotechnik aufgestellt, da die Synthesizer der QS-Serie eher einen kleinen Teil der Produktlinie ausmachen. Der Rest besteht natürlich aus der ADAT-Serie und einigen großen und kleinen Effektprozessoren (Nano-, Micro- und Midiverb). Besondere Beachtung hat hier sicher der neue Q20 verdient, das Topgerät der Linie. Natürlich ist so etwas nicht allzu einfach zu präsentieren, aber CD-Spieler, die vor dem Q20 hingen vermittelten doch einen guten Eindruck: Exzellente und überaus klare Effekte machen einem schon den Mund wäßrig. Für gehobenes Homerecording dürfte das Gerät über jeden Zweifel erhaben sein und macht sich sicher auch in Profistudios gut.

Behringer war auch in dieser Halle vertreten und präsentierte mannshohe Racks mit der silbrigen Peripherie: alles "ultra" und "-izer", eine Sängerin und eine Produktlinie, die nichts weltbewegend Neues brachte, sondern eher Verbesserungen von alten Konzepten. Die Mixerlinie brachte den MX9000 als Nachfolger des MX8000, einen Rackmischer mit 32 Eingängen und eine Abrundung der Produktpalette nach unten hin (6-Kanal-Minimixer). Die Effektgeräte waren in Form von "Pro"-Versionen von Virtualizer und Modulizer vertreten. Eigentlich seltsam: Der ursprüngliche Modulizer kam nie auf den Markt, dafür stellt man jetzt gleich die Pro-Variante vor, die auch nicht sehr viel mehr zu bieten hat, so scheint es. Ansonsten bietet sich bei Behringer das übliche Bild: Viele Features zu sehr angenehmen Preisen, aber recht wenig Individualität. Darüber mag man sich streiten (Mackie streitet wie wild :-), für den Homerecordler dürfte das jedoch müßig sein, da der Preis einfach stimmt.

Cakewalk zeigte die neue Version Pro Audio 8. So langsam scheint man sich zur echten Alternative zu Cubase und Logic zu mausern, denn die Plug-Ins und Möglichkeiten mehren sich von Version zu Version. Interessant fand ich auch, daß man offenbar Wert darauf legte, die einfache Bedienung für den Heimwerker zu demonstrieren. Im Demo-Zelt saß ein Gitarrist hinter einem Tisch mit Rechner und spielte "mal eben" Liquidos "Narcotic" Spur für Spur in den Sequenzer, ohne dafür viele Tasten drücken zu müssen.
Wenn man sich die Demo-CD so anschaut, wird deutlich, warum es gerade ein Gitarrist sein mußte: Die Demosongs sind größtenteils typisch amerikanisch rockig oder gehen in Richtung Country oder Pop-Ballade. Müßig zu erwähnen, daß Cakewalk in USA angeblich der erfolgreichste Sequenzer ist.
Durch das neue Studioware Panel und die volle Anbindung an diverse Hardware inklusive DSP-Factory ergibt sich eine Flexibiltät, die zwar nicht an ein Logic heranreicht, aber auch so die meisten Benutzer heraus- bis überfordern dürfte.
Was soll der Sermon von einem stolzen Logic-Benutzer? Nun, ich mag vernünftige Alternativen, und Cakewalk halte ich definitiv für eine solche! Hinzu kommt, daß der deutsche Vertrieb Klemm auch sehr günstige und nichtsdestotrotz voll updatefähige Schulversionen anbietet (Pro Audio 7 habe ich schon für 93 Mark gesehen, Update auf Version 8: 50 Mark). Sympathisch.

Micro Modular Clavias Stand scheint jedes Jahr ein Stück zu wachsen, was den rührigen Schweden ja auch zu wünschen ist. Präsentiert wurde halt die aktuelle Produktpalette, die soweit ja schon bekannt ist, im Falle des Modular aber mit neuen Modulen und dem Micro Modular glänzen konnte. Letzterer produziert die gleichen Sounds wie sein großer Bruder, allerdings ist die DSP-Leistung stark eingeschränkt, so daß die Stimmenzahl bis auf 1 sinken kann (maximal vier), je nach Komplexität. Toll klingen sie jedoch beide, und eine derartige Flexibilität erreichen nur wenige Konkurrenten. Für mich bewährt sich hier das geniale Konzept aus kombinierter Software- und Hardware-Lösung, das einen, wenn man gerade keine Lust auf Bildschirmarbeit hat, vom PC völlig unabhängig macht.

Creamware hatte einen Stand, der größtenteils von einer überdimensionierten Bühne beherrscht wurde. Auf ihr wurde -wie konnte es anders sein- der Pulsar als multipotente Recording-, Mixing- und Synthesizer-Karte präsentiert. Die Features machten sich live wie sie sich lesen: Das Ding kann irgendwie alles, man fragt sich nur immer, wieviel davon denn nun wirklich gleichzeitig. Das optische Design ist toll, die Moeglichkeiten immens, die Synthesizer klingen gut. Allerdings scheint man mit dem Demonstrationsaufwand noch immer gegen Konkurrenz à la DSP-Factory anzukämpfen. Die hat zwar gegenüber dem Pulsar ein anderes (wesentlich eingeschränkteres) Konzept, verwirrt dafür aber auch nicht mit dem knallbunten Wundertüteneffekt. Man wird abwarten müssen, was die User am Ende wollen: Alles in einem oder doch lieber die schon bewährte, aber etwas angestaubtere Lösung aus Fernost.

Bemerkenswertes bei Emagic: Man stellte die neue Logic-Version 4.0 vor, die neues Aussehen und Unmassen neuer Features bringt. Zur Freude der Windows-Besitzer hat die PC-Version nun endlich mit der Mac-Version gleichgezogen und bietet alle ihre Vorzüge, einschließlich Sounddiver-Anbindung und Touch Tracks. Gut präsentiert wurde das neue Programm von einem gewissen Rufio, der offenbar ganz genau wußte, was er tat, und das Ganze auch mit Witzchen, gutem Live-Klavierspiel und einer abschließenden Preisverlosung (Kappen, Mauspads, Logic Silver und Micrologic Vollversionen) auflockerte. Auffällig war jedoch, daß er während seiner Erläuterungen nur einmal sehr kurz von der Mac- auf die PC-Version umschaltete und dort lediglich den Demosong lud, ohne ihn jedoch abzuspielen oder sonst irgendetwas zu editieren. Das vermittelte den Eindruck, daß diese Version noch nicht fertig und zu absturzfreudig für eine Vorstellung ist. Vielleicht mag Rufio aber auch nur den PC nicht? Eine gut unterrichtete Quelle mit Kontakt zu einem Beta-Tester bestätigte jedoch Ersteres.
Als ich einen Emagic-Mitarbeiter nach dem Preis für das Update von meiner Platinum-Version 3.6 fragte, wurde er sehr kleinlaut und überzeugte mich erst wortreich, daß der Preis völlig angemessen wäre, da man die PC Version komplett neu programmiert hätte und ich deshalb mit 269 Mark zu rechnen hätte. Ehrlich gesagt störte mich das weit weniger als die Tatsache, daß ich zusätzliche 2000 Mark für einen neuen Rechner ausgeben müßte, weil Logic auf einem P200 mit 64 MB (Minimalanforderung!) nur mäßig läuft, unter Windows 95 gleich gar nicht. Die völlig neue MIDI-Engine und die 31 nativen Plug-Ins erfordern Windows 98 (mit Unitor oder AMT8 macht auch endlich Windows NT mit) und einen Pentium II mit 128 MB.
Einerseits begrüße ich, daß Emagic Altes über Bord geworfen und vom Handling her mit Cubase gleichgezogen hat (endlich auch eine deutsche Benutzeroberfläche!), andererseits dürften das mit die höchsten Anforderungen auf dem Sequenzermarkt sein, die so manchen ambitionierten Heimanwender ins Schleudern bringen. Der Präsentation zufolge sind aber zumindest die Features und v.a. die Plug-Ins nun über jeden Zweifel erhaben. Bleibt zu hoffen, daß Emagic nicht weiterhin nur die elitärsten Zirkel um sich schart, sondern endlich auch einmal in die aggressive Vermarktung ihres Produktes einsteigt. Jede noch so mickrige Cubase-Billigversion wird mit der hinterletzten Soundkarte gebundelt, ein Micrologic hingegen findet man dort noch recht selten...


E4 Ultra Auch EMU konnte ein paar sogenannte Neuheiten vorstellen, die mich jedoch kaum anmachten. Ist aber Geschmackssache. Die Sampler sind jetzt eben "Ultra" mit neuem EOS, mehr Features, 24 Bit Effekten, Computerformate (WAV, AIFF) und mehr Hardware, die vorher noch optional war - kurz: höher, schneller, weiter, und möglichst nah an Akais neuer S-Serie (S5000, S6000). Umhauen kann einen das aber nicht. Am Ende entscheidet wahrscheinlich wieder der Geschmack, ob nun Akai oder EMU, wobei mir die EMU-Sampler auch weiterhin als die kreativeren Geräte für den Soundbastler erscheinen. Fazit: Nicht neu, aber verbessert und immer noch absolut professionell.

Für den Computerfreak gab es eine neue, hm, Soundkarte (?) zu sehen, das Audio Production Studio (APS). Die PCI-Karte bietet vier analoge Eingänge, zwei ebensolche Ausgänge und zwei S/PDIF-I/Os, sowie ein MIDI-Interface, einen zweigeteilten 64-stimmigen Sampler/Synthesizer (je 32 Stimmen für Synth A und B) und einen DSP für Effekte. Das Ganze kommt, wie die die Terratec EWS64 XL, mit einem zusätzlichen 5,25"-Zoll-Einschub, der ein paar der I/Os beherbergt. Netterweise ist alles in 6,3mm-Klinke (analog) bzw. Cinch (digital) ausgeführt, auch die Buchsen auf dem Slotblech.
Der Synthesizer arbeitet mit EMUs Sound Font Standard und riecht deshalb sehr nach den Spiele-Soundkarten der Muttergesellschaft Creative Labs. Wie die derzeit aktuelle Soundblaster Live benutzt auch das APS das System-RAM (bis 32 MB) als Samplingspeicher. Sounds können mit dem altbekannten Vienna Sound Font Studio programmiert und mit dem SoundFont Bank Manager organisiert werden. Hinzu kommt ein virtuelles Bildschirmmischpult für Audio- und Synthesizer-Streams. Dieses ist auch mit Effektbussen und Sends ausgestattet, über die die einzelnen Kanäle mit den DSP-Effekten versorgt werden können. Jeder Effekt kann nur einmal eingesetzt werden, als Insert oder im Bus. Eine Ausnahme bildet der EQ, von dem man bis zu vier gleichzeitig starten und verwenden kann.
Da von einer speziellen Unterstützung durch die gängigen Sequenzer keine Rede war, sieht es so aus, als könne man den DSP nicht für einzelne Audio-Spuren im Sequenzer-Arrangement nutzen. Man muß entweder die einzelnen Quellen mit Effekten versehen, oder die analogen bzw. digitalen Eingänge gleich bei der Aufnahme "anfeuchten". Eine richtige Digital-Mixer-Lösung à la DSP-Factory oder Pulsar ist das also nicht. Die technischen Werte klingen gut, das Ganze wirkt stabil und professionell programmiert, aber leider sehr stark von Creative Labs' halbgaren Lösungen inspiriert. Alles in allem sicher eine gut klingende und hervorrgend ausgestattete Soundkarte für den Desktop-Produzenten, vom Konzept her aber nicht viel mehr als eine Terratec, Guillemot oder Hoontech.

Proteus 2000 Zum Schluß begutachtete ich noch den Proteus 2000, eine Art Quintessenz aus den letzten Jahren der EMU-Synthesizer-Geschichte: Unmengen von Presets, alle Samples, die das Herz begehrt, Eingriffsmöglichkeiten ohne Ende, und das alles in einer HE 19"-Rack mit 128 (!) Stimmen. Ein Arbeitspferd in JV2080-Manier, so kommt's mir vor. Während ich jenen aber nach zwei Minuten durchblickte, nervten mich die wenigen Tasterchen am EMU nach 10 Minuten immer noch. Schön sind lediglich die vier Echtzeit-Drehregler, aber ein großes grafisches Display und eine Benutzerführung, die auch auf dem Frontpanel und nicht erst dann ersichtlich ist, wenn man mal tief in den Menüs steckt, hätte mich schon mehr begeistert. Die Sounds sind zwar toll und decken so ziemlich alles ab, was EMU jemals abgeliefert hat, aber damit umzugehen scheint mir eine Heidenarbeit zu sein.
Überzeugend hingegen sind natürlich die 128 Stimmen und der Preis von rund 2000 Mark, der sich sicher auch bald dem Gesetz der Straße beugt und noch weiter fällt. Somit hat man wieder zwei gute Argumente für den Proteus im Vergleich zum JV 2080. Ich muß mich wiederholen: Geschmackssache. Wegen der besseren Bedienung und der ausgereifteren Effekte dürfte Roland allerdings weiterhin die Homerecording-Studios dominieren, es sei denn, jemand schwört absolut auf den EMU-Sound.

Fizmo Ensoniq ist ja nun unter gleichem Dach wie EMU zu finden und macht auch beim gemeinsamen Produktkatalog mit. Das Hauptaugenmerk in Sachen Präsentation lag auf dem Fizmo, der mit tiefamerikanischem Akzent vorgestellt wurde. Dabei nervten die Synthese-Grundlagen ein wenig, aber die Sounds wußten einigermaßen zu gefallen. "Einigermaßen" deshalb, weil mir alles sehr kühl-digital vorkam. Das ist aber Geschmackssache. Erlebnissounds in voller Breite bekommt man jedenfalls zuhauf. Bleibt nur die Frage, ob das nicht auch mit dem alten Korg-Ding da im Keller (Wavestation oder sowas) auch irgendwie abgedeckt werden kann. Der Clou sind halt die Echtzeit-Regler, die einiges an Bewegung reinbringen. Für überraschende Sounds ist der Fizmo wohl geeignet, die Details im Konzept könnten so manchen Heimwerker jedoch abschrecken, denn der möchte zu dem Preis auch volle Flexibilität in Sachen Multimode und Co.

Equinox GEM hatte neben den World Keyboards (und deren volksmusikalischer Präsentation) die Equinox-Workstation vorzustellen. Der zweite Versuch, auf dem Synthesizer-Markt Fuß zu fassen, ist dem ersten allerdings sehr ähnlich: Ein Keyboard mit großem grafischem Display und Sample-ROM-basierter, subtraktiver Synthese, sowie acht Echtzeit-Schiebereglern. Interessant daran erscheint mir lediglich die Flexibilität, die man von S2/S3 übernommen hat: Diverse Sample-Formate (Akai, Kurzweil, WAV, AIFF) können in den erweiterbaren RAM-Speicher geladen und in die Klangerzeugung eingebunden werden. Es gibt Dance-Features (1000 Groove-Patterns), SCSI-Optionen, mehrere Stereo-Ausgänge und weitreichende Masterkeyboard-Funktionen. Während die Vorgängermodelle damals zusammen mit dem K2000 eine Ausnahme in Sachen Flexibilität bildeten, ist die Equinox heute weit weniger bahnbrechend. Sicher eine solide Produktionszentrale fürs Heimstudio, aber ebenso sicher ein Anwärter auf den Exotenstatus, der schon S2/S3 den garaus machte. Und wie klingt er im Kopfhörer? Naja, typisch Rompler, etwas kühl, kräftig zupackende Filter und schon nach kurzer Zeit einsichtige Bedienung.

Bei Kawai wurde man durch den eher synthesizerarmen Stand betrübt: Die K5000-Reihe schien nur noch eine Randerscheinung, das Gewicht lag auf Digitalpianos. Wenn das auch ein für den Elektroniker eher uninteressantes Gebiet sein mag, komme ich nicht umhin, das MP9000 Stage Piano zu erwähnen. Selten so einen überzeugenden, variantenreichen Klaviersound gehört, und die Bedienung ist noch dazu toll gelöst.

Kaoss Pad Korgs Stand war auch nicht eben klein und bot Unmassen von Keyboards zum Antesten. Meistens war das schon altbekanntes wie die N-Serie, die Trinity und der Z1. Neu hingegen war die Triton, eine Workstation in der Trinity-Tradition, allerdings mit vollwertigem Sampler-Teil. Der Klangtest brachte jedoch kaum Unterschiede zur Trinity, der Charakter erschien mir "Korg wie immer", und die Klangbearbeitungsfeatures waren auch nicht eben neu. Die Präsentation war jedoch hervorragend und wurde nicht nur schwer umlagert, sondern auch ausreichend beklatscht.
Zu erwähnen wären dann noch zwei neue Groovetools namens Electribe A und R, die eben das machen, was Groovetools immer machen: Grooven, schnarren und mit Tastern und Reglern zum Echtzeiteingriff auffordern. Ein Stepsequenzer à la 303 tut sein übriges, ebenso wie ein Audioeingang. Die A-Version sorgt für analogartige Synthesizersounds, während sich die R-Version um Percussion-Sounds kümmert. Auch hier nichts Weltbewegendes also. Mir persönlich sind die Dinger dann aber auch noch zu klein und fitzelig. Auch wieder Geschmackssache.
Das Kaoss-Pad schließlich ist ein Echtzeit-Controller mit X/Y-Achse und eignet sich für kreative Fingerspielchen. Es kann kurze Phrasen samplen und verschiedene Klangquellen mit modulierbaren Effekten versehen. Das ist wirklich spaßig und läßt auf kreative Live-Performances von DJs hoffen.

K2500 Auch bei Kurzweil nichts Neues. Man baut auf den K2000 VP und dessen dicke Nachfolger (Zitat: "Denken Sie mal: Der K2000 ist seit ACHT Jahren auf dem Markt und läuft immer noch!"), die auch in einer Demoshow präsentiert wurden. Von der hohen Lautstärke mal abgesehen waren diese Demos unheimlich gut gemacht, weil die Keyboarder technisch über jeden Zweifel erhaben waren. Trotzdem wurde da E-Gitarre (!) und Trompete gespielt. Das klang zugegebenermaßen verblüffend "echt" und lebendig. Welcher programmiertechnische Aufwand (sowohl in Sachen Sound als auch in Sachen Sequenzer-Playback) dahintersteckte, fand jedoch keine Erwähnung, zumal stets ein K2500R danebenstand, der evtl. auch noch mitwerkelte, wenn man bedenkt, daß auch die großen Modelle es noch nicht über 48 Stimmen geschafft haben.
Auch die rein elektronischen Sounds klangen umwerfend gut und bestärkten mich in dem Eindruck, daß zumindest ein K2500 X den Titel "Workstation" wahrlich verdient: Ein gewaltiges Soundmonster, das irgendwie alles kann und wahrscheinlich in so manchem Profistudio einen Platz hätte, wenn es nur "in" wäre, auf einer Tastatur Musik zu machen. Für Rock und Pop wahrscheinlich ein Geheimtip, die Elektroniker bauen wohl eher auf leichtere Kost mit mehr Echtzeit-Reglern und günstigerem Preis-/Leistungsverhältnis.

Nova Novation zeigte neben der bekannten Supernova (mit aufgemotztem Betriebssystem) die abgespeckte Laptop-Version Nova, die etwas billiger ist, aber die gleiche intuitive Bedienung und Klangsynthese bietet. Zumindest im Kopfhörer klangen beide bestechend und machten Spaß. Erschreckend fand ich nur, daß man bei manchen Sounds eine stufige Auflösung des Filtercutoffs hören konnte. So etwas sollte heutzutage nicht mehr passieren! Trotzdem erscheint mir das Konzept gerade fürs Homerecording nicht uninteressant, da die vielen Effektprozessoren dem mit immer zu wenig Peripherie geplagten Heimwerker einige Sorgen lindern helfen.


Bei Roland wurde, was Klangerzeuger betrifft, ebenfalls aufgewärmt. Der XP30 hat schon verschiedene Expansioboards eingebaut. Keine schlechte Soundmaschine eigentlich, wenn man nicht zu viel Geld ausgeben will. Das Display ist nicht grafikfähig, aber zumindest recht breit, vier Echtzeit-Schieber bekommt man auch geboten, und zum "guten" alten Bender ist man auch wieder zurückgekehrt. Wieso sehen sie's nicht ein, daß man damit nicht dosiert modulieren kann?

JV1010 Der putzige 9,5"-Kasten JV1010 bietet hingegen nur ein dreistelliges 7-Segemnt-LED und vier Potis für Soundanwahl, Volume, Value und Part. Eingebaut sind Unmengen von Standardsounds nach Kategorien geordnet und per Poti anwählbar, sowie das Session-Board mit einem erstaunlichen Flügelsound. Zusätzlich gibt es Platz für ein weiteres Board und 128 User Sounds, die sich einer kompletten JV1080-Klangerzeugung inklusive Effekten bedienen. Allerdings sind diese Features nur per mitgelieferter Editorsoftware zu erreichen. Wer also die Roland-Sounds will und vor PC-Orgien nicht zurückschreckt, könnte hier für rund 1200 Mark fündig werden...

VM-C7200 In Sachen Studiotechnik fährt Roland ganz andere Geschütze auf. Dort gibt es nämlich Verstärker, Monitore und eine neue Digital-Mixer-Serie zu vermelden, die nicht kleckern, sondern klotzen. Die Mixer selbst (VM7100C und VM7200C, sowie die Miniversion VM3100) dienen dabei nur als Fernbedienung, während die Wandler und I/Os in einer externen Einheit stecken. Verbunden sind sie über einen rolandeigenen Digitalstandard, der auch in ADAT und Co. konvertiert werden kann. Warum Roland diese Lösung gewählt hat, bleibt jedoch etwas im Nebel, denn ADAT ist derart verbreitet (auch bei Digitalmischern), daß man nicht nochmal etwas Neues hätte einführen müssen. Das Argument hier: Man kann in einem recht dünnen Kabel sämtliche Stränge transportieren, ohne auf dicke und anfällige Multicores zurückgreifen zu müssen.
Sehr interessant läßt sich auch der neue Multieffektprozessor SRV3030 an, der 24 bittige I/Os und intern 32 Bit Verarbeitung bietet. Der Clou soll ein Algorithmus sein, der bei schon fertig gemischten Tracks bestimmte Elemente getrennt bearbeiten kann, in einer Drumspur also der Snare einen anderen Hall gibt als der Bass Drum. Ob das in der Praxis so einfach ist wie in der Demo, wird sich erst noch erweisen müssen.

Terratec bundelt nun seine EWS64 L offiziell mit der Microwave-II-Erweiterung zum EWS64-XXL-Paket. Das wurde ausgiebig demonstriert und klingt natürlich auch toll, neu ist allerdings anders. Angekündigt wurde weiters die EWS-88MT, eine PCI-Karte mit Erweiterungsbox, die 8 analoge Ein- und Ausgänge bietet. Auch Terratec macht also den Schritt ins gehobenere Homerecording-Studio. Man darf gespannt sein, ob es diesmal wieder derart massive Treiberprobleme gibt... ;-)

Waldorf Q Waldorf zeigte ähnliches wie letztes Jahr: Säulen mit eingebauten Microwaves, XTs, Pulses und Filters, sowie Bretter mit dem neuen XTk darauf, der leicht erweiterten Keyboard-Version des XT. Großes Highlight bei Waldorf dürfte jedoch der Q sein, ein neuer virtuell analoger Synthesizer mit 16 Stimmen und Unmassen von Bearbeitungsmöglichkeiten. Die Farben sind wie immer schrill, die Bedienung ist und bleibt ein Genuß, einer meiner Gesprächspartner während der FFG-Party murrte jedoch über zu plastikmäßige Verarbeitung des XTk bei dem Preis.
Einer Demo konnte ich in dem Fall leider nicht beiwohnen, weil Access und Waldorf zu der Zeit, als ich rein wollte, gerade das Fernsehen da hatten und lieber denen ihre neuesten Produkte zeigten. Schade eigentlich. Letztes Jahr waren die Demos erste Sahne...

Wizoo war an einem Stand zusammen mit Keyboards vertreten und ständig von GEMs World Keyboard Präsentation klanglich anregend untermalt (wizoo Peter, wizoo?). Man zeigte CD-ROMs und Bücher aus Fleisch und Blut und kündigte weitere vollmundig an. Das Angebot scheint sich über sämtliche für den kreativen Elektroniker relevanten Gebiete erstrecken zu wollen und zeigt somit der MIDI-File-Abspielfraktion die Zähne, nicht ohne mit Steinberg in ähnliche Gebiete vorzudringen, z.B. mit den von echten Schlagzeugern eingespielten und dann per Recycle verhackstückten Drumgrooves im REX-Format, die beinahe beliebige Modifikationen erlauben.
Sehr sympathisch bei den CD-ROMs erscheint Johannes Waehneldts Magnetica, die alle möglichen alten E-Pianos und Orgeln in Perfektion in den Sampler bringt. Die EMU-Version soll dabei noch wesentlich detailliertere Nuancen bieten, "mit ungeheurem Aufwand programmiert", wie mir Peter Gorges erklärte. Die Nicht-Klavier-Sounds in Kawais neuem MP9000 Digital Piano wurden übrigens aus der Magnetica rekrutiert, wenn man einer gut unterrichteten Quelle glauben darf.
Zum Schluß wollte ich noch einen Aufkleber, aber die hatten keine. :-(

Yamaha hatte sich wie immer in eine andere Halle verzogen. Dort bekam man dann allerdings auch alles mögliche an anderen Instrumten geboten: Clavinovas, Kleinkeyboards und die "Silent Strings", gespielt von einem Streicherensemble, dem man nur per Kopfhörer lauschen konnte.
Weniger kurios die hier interessanten Abteilungen: EX-Serie, FS1R, A3000 und die DSP-Factory luden zum Antesten ein, aber die kennt man ja alle schon. Ein neues Kinderkeyboard namens CS2X raved wieder ab wie der Vorgänger, ist aber auch nur ein zeitgemäß (64 Stimmen, neue Samples) aufgewärmtes GS-Gerät.
Bei der DSP-Factory bleibt lediglich zu erwähnen, daß sie demonstrativ auf mehreren Rechnern installiert war, um zu zeigen, daß inzwischen jede Menge Sequenzer und HDR-Systeme die Karte direkt unterstützen. Sie scheint sich also zu einem allgemein akzeptierten Recording-Instrument zu mausern.


Fazit:

Was soll ich sagen? Das Herumtrapsen auf der Messe hat immer irgendwie seinen Reiz. Allerdings macht mir das Beobachten der Leute und das Zuhören bei "Fachsimpeleien" zwischen aufgeregten Usern langsam mehr Spaß als das Antesten und Betrachten der Geräte selbst. Meinen bisher vierten Messebesuch muß ich jedenfalls als den ernüchterndsten bezeichnen, denn die Faszination der ersten Male ist genauso verschwunden wie die Innovationsfreudigkeit der Hersteller. Alles kreist um eine Handvoll Entwicklungen der letzten Jahre: Jeder hat einen Virtuell-Analogen im Angebot, die PCM-basierten Synthesizer sind, was sie schon immer waren und glänzen lediglich jährlich mit mehr Flexibiltät und Features. Grooveboxen gibt es en masse, und doch machen sie alle nur irgendwie eine 808/909/303. Innovative Klangsynthesen wie die des K5000 scheinen schon wieder auf dem Rückzug. Selbst den neuen FS1R konnte man nicht an sonderlich exponierter Stelle finden.
Der Samplermarkt wird im großen und ganzen zwischen EMU und Akai aufgeteilt. Yamahas Samplerpräsentation fehlte irgendwie der Enthusiasmus.
Software-Synthesizer schießen hingegen wie Pilze aus dem Boden, können aber noch immer die Latenzzeiten nicht völlig verhehlen. Unmäßige Systemanforderungen zwingen den User zu immer neuen Computerkäufen, allerdings bei vorbildlicher Flexibilität. Trotzdem: Bis die Softsynths in Studios wie ihre Hardware-Kollegen eingesetzt werden, dürften noch ein paar Pentiums ins Land gehen.
Was natürlich immer leistungsfähiger und billiger wird, ist das Segment der rechnerbasierten Recordingkarten. Ein schier unübersichtliches Angebot mit I/Os in allen Varianten, Bits und kHz, mit DSP und ohne überschwemmen den Markt. Hier hat man eine große Auswahl, die man auch bequem den eigenen Anforderungen und dem eingesetzten Sequenzer anpassen kann.
Apropos Sequenzer: Die zwei Großen (Cubase und Logic) schenken sich nicht mehr viel, Steinberg scheint immer ein bisschen schneller und volksnäher, während Emagic elitärer und professioneller wirkt. Auch hier wird immer mehr Rechenpower nötig, um all die Plug-Ins gleichzeitig berechnen zu können. Auch bei diesen Software-Effekten macht sich ein Trend zu "immer mehr, immer besser" bemerkbar.

Zum Schluß noch meine persönlichen Favoriten, die mich zumindest wegen der Präsentation beeindruckten:

  • Novation Nova: Sieht geil aus und klingt gut. Vorteil: viele Effekte gleichzeitig
  • Access Virus: Weiterhin mein Lieblings-Virtueller. Gesamtklang ist absolut mein Geschmack.
  • Emagic Logic 4.0: Verspricht ein echter Knaller zu werden - wenn es stabil läuft...
  • Alesis Q20: Ab sofort mein Traumeffektgerät für daheim (wenn ich es mir mal leisten kann...)
  • Kawai MP9000: Etwas außer Konkurrenz, aber trotzdem der beste Digitalpiano-Sound am Markt (finde ich).



Autor: Christian Baum. Ein Service von MEMI-Makers.