Sampler & PC via SCSI integrieren

Die Verbindung von PC und Sampler via SCSI bietet eine Reihe von zusätzlichen Möglichkeiten, die die alltägliche Studioarbeit extrem erleichtern können. Der Austausch von Sampledaten via SCSI sowie die gemeinsame Nutzung von SCSI-Geräten wie z.B. CD-ROM-Laufwerk oder Jaz-Drive stehen dabei im Mittelpunkt.

Leider gehört die Anbindung einer Sampler-Umgebung in eine PC-SCSI-Kette in der Windows-Welt noch nicht zu denjenigen Operationen, die mit solch schönen Spielereien wie "Plug&Play" unterstützt werden. Man steht also vor der Alternative, es entweder mit "Plug&Pray" auszuprobieren, oder aber sich mühsam durch diverse BIOS- und Windows-Settings zu kämpfen. Demjenigen, der sich für den letzteren Weg entschieden hat, sollen die hier aufgeführten Tipps und Erfahrungen helfen, die ein oder andere Hürde vielleicht etwas schneller zu nehmen.

Die genannten Vorgehensweisen beziehen sich zwar auf eine recht spezielle Studio-Konfiguration (siehe Abschnitt "Ausgangssituation"), sind aber mit leichten Modifikationen sicherlich auch auf andere Setups übertragbar.

Ausgangssituation.

Das Setup in der hier dargestellten Situation umfasst

Grundsätzliches.

Grundsätzlich zu beachten sind natürlich die allgemeinen SCSI-Spielregeln:

Sampler-seitiges.

In dem vorgestellten Setup lag die erste Hürde zunächst wider Erwarten auf der Sampler-Seite. Der ESI-32 verwendete die OS-Version 1.04 aus dem Jahr 1994. Die Folge davon war eine Fehlermeldung, die stets dann auftrat, wenn der PC versuchte, die SCSI-Kette zu scannen:

Erkundungen bei diversen E-mu-Supports legten schließlich die Vermutung nahe, dass die OS-Version 1.04 das SMDI-Protokoll zur Übertragung von Sampledaten via SCSI nicht unterstützt. Ein Update des OS wurde also fällig. Das Update auf die OS-Version 3.02 kann z. B. von dem deutschen E-mu-Support PMS Electronics bezogen werden (Kosten inkl. Versand unter 100 DM). Geliefert wird das Update in Form von zwei PROM-Bausteinen, die man mit etwas Fingerspitzengefühl und einem kleinen Schraubenzieher auch relativ einfach selbst austauschen kann.

Nach dieser "Installation" des neuen Sampler-Betriebssystems finden wir in den SCSI-Settings des ESI ("Master/Global > Disk Utilities > SCSI Setup") eine neue Option "Avoid Host on ID". Hier muss die SCSI-ID des PC-Host-Adapters eingestellt werden (meistens standardmäßg die 7)*. Ist dies geschehen, so sind die ESI-seitigen Einstellungen hiermit zunächst einmal abgeschlossen. Also auf zur nächsten Baustelle: den BIOS- und SCSI-Settings des PC.

* Ergänzung: Wenn man nicht mit dem ESI-32, sondern mit einen E-mu E4K arbeitet, muss im SCSI Setup des Samplers stattdessen die Option "SGI on SCSI bus" auf "yes" eingestellt werden.

BIOS- und SCSI-Settings.

Hier gibt es eigentlich nicht sonderlich viel zu beachten, aber diejenigen Einstellungen, die geändert werden müssen, sind dafür absolut notwendig.

Im BIOS sollte man sich zunächst zu den "ONB SCSI"-Optionen (also die "onboard-SCSI-Optionen") durchhangeln. Im vorliegenden Fall waren diese unter

zu finden. Hier muss Onboard-Terminierung für die verwendete SCSI-Art deaktiviert werden:

Nach dem Speichern dieser Änderung und einem Reboot kämpft man sich weiter durch zu den SCSI-Optionen. Auch hier muss die Host-Adapter-Terminierung noch einmal deaktiviert werden:

Weiterhin müssen unter dem Punkt "SCSI Device Configuration" die SCSI-Konfigurationen für alle sampler-seitigen Geräte (hier: den Sampler selbst sowie die beiden Sampler-Festplatten) wie folgt geändert werden:

Für externe Sampler-Festplatten sollte zusätzlich die Sync-Option deaktiviert werden:

Soweit die grundlegenden Einstellungen. Zu diesem Zeitpunkt sollte nun zumindest die Erkennung des ESI in der SCSI-Kette beim Bootvorgang korrekt funktionieren. Die nächsten Hürden werden uns dann von Windows in den Weg gelegt.


Das "unknown device"-Problem.

Die folgenden Tipps stammen von der K2000 Launch Pad-Website und beziehen sich eigentlich auf die Verbindung des Kurzweils K2000 mit dem PC (- vielen Dank an Tony Palermo!). Bei der Verbindung des ESI-Samplers mit dem PC tauchen allerdings genau dieselben Probleme auf, so dass die beschriebene Vorgehensweise auch hier Abhilfe schafft.

Sobald der ESI korrekt in die SCSI-Kette eingebunden ist und beim Bootvorgang korrekt erkannt wird, versucht auch Windows, das neu entdeckte Gerät zu identifizieren. Dazu starte Windows während seines Bootvorganges den Update Device Driver Wizard und versucht, einen Treiber für das neue Gerät zu installieren. Allerdings existiert für den ESI kein Treiber und es wird de facto auch kein Treiber benötigt.

Der Wizard-Dialog bietet nun die [Next>]-Option, um einen Treiber zu laden. Wir drücken also den [Next>]-Button.
Windows sucht nun erfolglos einen Treiber auf dem [A:]-Laufwerk oder auf einer CD-ROM. Wir legen in keines der durchsuchten Laufwerke ein Medium und lassen diesen Versuch fehlschlagen. Windows reagiert darauf mit der Meldung

Und genau das machen wir auch, wir drücken den [Finish]-Button.

Schlau wie Windows nun einmal ist, wiederholt es diese Prozedur für alle logischen Unit-Nummern des ESI - insgesamt also ACHTmal. Wir lassen uns davon nicht beirren und reagieren achtmal genauso wie oben beschrieben ...

Hier haben wir Windows nun schon einmal überlistet. Aber es geht noch weiter.
Nachdem Windows fertig gebootet hat, rufen wir die Systemeinstellungen auf

Hier wählen wir den "Device Manager".
Wir suchen die Einstellungen für die SCSI-Geräte (in unserem Fall in dem Pfad "Plug & Play BIOS > PCI-Bus > Adaptec SCSI Controller"). Unter diesem Punkt finden wir acht Einträge mit der Bezeichnung "?! E-mu ESi-32 Sampler".

Wir selektiern den ersten dieser Einträge und wählen anschließend den Button [Properties], der damit ein weiteres Fenster mit den ESI-32-Eigenschaften öffnet. Hier wählen wir den [Driver]-Bereich aus. Der Gerätestatus zeigt an, dass dieses Gerät nicht korrekt arbeitet und dass keine Treiberdatei benötigt wird oder keine Treiberdateien geladen wurden.

Wir wählen nun den [Update Driver ...]-Button. Das bringt uns das Wiedersehen mit unserem alten Bekannten, dem Update Device Driver Wizard. Dieser fragt uns zunächst, ob wir möchten, dass Windows nach einem Treiber sucht. Nein, das wollen wir nicht: Wir wählen (.) No, select driver from list. und klicken anschließend den [Next>]-Button.

Die folgende Dialogbox zeigt eine Liste von Treibertypen, der defaultmäßig selektierte Eintrag steht auf Other devices. Weiter geht's mit dem [Next>]-Button.

Daraufhin wird uns eine Liste von Treibermodellen angezeigt. Per Default ist hier Unsupported device selektiert - das ist genau der Treiber, den wir haben möchten: Wir klicken [Finish] und gelangen damit zurück zu dem Fenster der ESI-32-Eigenschaften, das wir nun schließen können.

Dies war der erste Streich. Und nett wie Windows nunmal ist, dürfen wir diese Methode für alle acht logischen Units des ESI wiederholen, solange bis bei allen acht Einträgen die "?!"-Zeichen verschwunden sind und nur noch "?" vor den ESI-Einträgen angezeigt werden.

Und jetzt? Geschafft! Der Sampler ist nun korrekt in die Windows-Welt integriert. Und zumindest die erste Funktionalität sollte nun funktionieren: die Übertragung von Sampledaten via SCSI, z. B. mit Programmen wie SoundForge, WaveLab oder ReCycle.

Aber da war doch noch mehr ...

PC-SCSI-Geräte vom Sampler aus nutzen.

Grundsätzlich gilt, dass alle Geräte, die an derselben SCSI-Kette hängen, von beiden Seiten aus (also sowohl vom PC als auch vom Sampler) genutzt werden können. Wichtig dabei ist, dass sich die beiden Controller im Zugriff nicht stören, dass also sichergestellt ist, dass immer nur jeweils ein Host auf den Bus zugreift. Damit sind wir direkt bei dem ersten Problem: Unser Lieblings-Betriebssystem Windows scannt nämlich im Normalzustand ständig alles SCSI-Devices, um zu erkennen, ob evtl. eine neue CD o. ä. eingelegt wurde. Dieses Feature sollten wir sofort einmal unterbinden:

Wir rufen wieder den den "Device Manager" in den Systemeinstellungen ("Settings > Control Panel > System" bzw. "Einstellungen > Systemsteuerung > System") auf. Nun suchen wir wieder die Einstellungen für die SCSI-Geräte (in unserem Fall wie gehabt unter "Plug & Play BIOS > PCI-Bus > Adaptec SCSI Controller"). Unter diesem Punkt finden wir u. a. die Einträge für die vorhandenen SCSI-Geräte: CD-ROM, CD-Brenner und Jaz-Drive.

Wir selektieren das erste dieser Geräte und wählen [Properties]. Hier wählen wir nun die [Settings] und finden eine Option Auto Insert Notification (bzw. Automatische Benachrichtigung beim Wechsel). Diese Option deaktivieren wir und schließen das Eigenschaften-Fenster anschließend mit dem [OK]-Button. Diesen Vorgang wiederholen wir für alle relevanten Geräte.

In dieser Konfiguration sollte es nun bereits möglich sein, das CD-ROM-Laufwerk vom ESI aus zu verwenden: Man lege eine ESI-Sample-CD in das CD-ROM-Laufwerk und scanne mit der ESI-Funktion "Master/Global > Disk Utilities > Mount Drives" die SCSI-Kette neu. Anschließend können die Daten der ESI-CD wie gewohnt vom ESI aus gelesen werden.

Jaz-Drive als Backup-Device.

Die Verwendung des Jaz-Drive (z. B. als Backup-Device) stellt uns vor ein weiteres Problem: Wie trimme ich ein Jaz-Medium, das i. a. für die Verwendung auf PC oder Mac vorformatiert ist, auf das ungewöhnliche ESI-Filesystem?

Der erste, eigentlich logische Ansatz, nämlich die Format Disk Option des ESI führte hier leider zu keinem Ergebnis. Die Folge war, dass der Formatierungsvorgang stets nach einer gewissen Zeit mit der Fehlermeldung "SCSI Media Error" abgebrochen wurde.

Abhilfe schafft hier eine versteckte Funktion des ESI: Wir wählen zunächst "Master/Global > Disk Utilities > Format Disk" und wählen aus der Liste der Drives das Jaz-Drive aus. Der ESI fragt nun an dieser Stelle "Are You Sure?". Hier wählen wir NICHT "yes" oder "no", sondern wir drücken auf dem Zahlenblock die Taste "8". Das Display zeigt nun "Install File System: Are You Sure?". Dies bestätigen wir mit der "yes"-Taste.

Nun wird innerhalb weniger Sekunden ein ESI-Dateisystem auf dem eingelegten Jaz-Medium installiert - fertig. Anschließend kann das Jaz-Medium genauso wie jedes andere SCSI-Gerät zum Speichern/Laden/Backup von ESI-Bänken verwendet werden.

Sample-CDs selbst brennen.

Die Krönung der PC-Sampler-Integration schließlich ist erreicht, wenn wir sogar den CD-Brenner für die Erstellung unserer eigenen Sample-CDs nutzen können. Und das ist komischerweise relativ einfach möglich. Alles was wir brauchen, ist die richtige Software. Auf der Website der Firma Golden Hawk Technology findet sich das einfache aber geniale Programm Disk-at-once zum kostenlosen Download.

Disk-at-once ist ein DOS-Programm mit Kommandozeilen-Charakter: Nach Aufruf scannt das Programm zunächst eine vorhandene SCSI-Kette und fragt anschließend, welche angeschlossene SCSI-Festplatte man auf die CD brennen möchte. Weitere Abfragen sind nur noch die Anzahl der Kopien sowie die Brenngeschwindigkeit - und schon geht's los. Innerhalb kürzester Zeit hat man seine eigene ESI-Sample-CD!

Ebenfalls bei Golden Hawk Technology findet man übrigens auch das Programm cd2cd, das auf ebenso einfache Art die Kopie beliebiger CD-ROMs ermöglicht. Damit kann man zu guter letzt auch noch Sicherheitskopien seiner Sample-CDs anfertigen.

Fazit: Der Weg lohnt sich.

Obwohl einem die PC-Welt (und vor allem Windows) sehr viele Steine in den Weg legt, kann man mit etwas Geduld und ein wenig Experimentierfreudigkeit doch schließlich zu dem hoch-integrierten System kommen, das man sich erträumt hat: Die volle Vernetzung von Sampler und PC über die SCSI-Schnittstelle.

Und wenn es dann läuft, möchte man es in der täglichen Studioarbeit nie mehr missen ...


Autor: Martin Rothhaar
Datum: 28.06.1999
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