MEMI-Makers Sampling-CD Test

Back In Time Records Sampling-CD

Silver Pieces - Finest Digital and Analog Blend

Hersteller Format Stil Artikel-/Bestell-Nr. Preis
Silver Pieces Audio, 75 min. Elektronik, Fantasy TS-Audioline (Vertrieb in D) DM 99,- / 50,62
       

Konzept

CoverFrisch aus der Presse landete eine der neueren Sampling-CDs von Back In Time Records bei mir auf dem Testertisch. Es handelt sich dabei um Silver Pieces ein -wie schon das Cover verrät- "finest digital and analog blend". Klaus-Peter Rausch, der hier als Programmierer der CD verantwortlich zeichnet und sich "Mr. Magic" nennt, hat dafür auf über zwei Dutzend Analog- und Digitalsynthesizern (Minimoog, Prophet VS, JD800, DX7 etc.) Klänge programmiert und diese dann übereinander geschichtet. Heraus kamen über 75 Minuten stereophoner Audioaufnahmen, die in Multisamples organisiert und nach verschiedenen klanglichen Kategorien geordnet sind. Bei dem Wust an Material hilft das schlichte aber funktionelle Booklet mit vorbildlicher Auflistung der Samples, ihrer Länge und Tonhöhe. In den meisten Fällen wurde im Oktavabstand die Note C über die ganze Breite der Tastatur aufgenommen. Durch entsprechende Programmierung entstanden sehr breitwandige Stereo-Klänge, Hüllkurvenverläufe sind in den Sounds bereits enthalten. Das mag den ein oder anderen stören, ich finde sie hier jedoch recht passend gewählt, da oft schon die Attackphase mit Verläufen in der Klangfarbe aufwartet.

Inhalt

Unterteilt in Kategorien wie "Wide Performance Pad", "Clean and Crystal", "Hard and Percussive", "Bass" und "Lead" finden sich auf dieser CD jede Menge inspirierender Synthesizersounds, die ich mal der "Fantasy-Ecke" zuordnen möchte. Nichts klingt "echt" oder erinnert an akustische Vorlagen. Die Sounds erscheinen sehr individuell und lebendig, gerade bei den Pads spielt sich im Klangverlauf einiges ab. Das Geglucker à la Korg ist natürlich nicht immer als Unterlage in einem komplexen Stück geeignet, manche Sounds klingen sehr nach erster Geige, sind also gut für Intros oder Soli zu verwenden. Auch weisen nur wenige Klänge knackige Hüllkurven auf (von den perkussiven mal abgesehen) - probier's mal mit Gemütlichkeit! Macht aber nichts, denn dafür glänzen sie mit Phantasie und Bombast. Oft wurde zusätzlich auch Hall eingesetzt, der aber edel genug klingt und angemessen dosiert wurde.
Die Leads sind druckvoll und durchsetzungsfähig. Wer keinen (virtuell) analogen Synthesizer sein Eigen nennt, bekommt hier einen Grundstock an brüllenden Monstern geboten. Bemerkenswert sind auch die Accent Attack Layer, die sich durch schöne Klangverzwirbelungen auszeichnen.
Die CD schließt ab mit eher esoterischen Atmos, Chords & Hits, sowie den Ambient Scenes, die durch ihre Länge und Belebtheit auffallen und sich bereits als fertige Soundtracks oder Hintergrundtexturen anbieten. Die Loops, Arpeggi und Drums am Ende halte ich mal für nettes Beiwerk, so richtig sinnvoll finde ich sie in diesem Zusammenhang nicht. Vielleicht sind sie für diejenigen gedacht, die tatsächlich mit einer CD eine ganzen Produktion bestreiten wollen.
Insgesamt bekommt man also ein breites Spektrum an vollelektronischen Phantasieklängen geboten, das weite Teile des monumentalen Genres abzudecken weiß und detailverliebt von Profihand kreiert wurde.

Praxis

Die Samples sind ausnehmend lang. Am Ende des Booklets werden RAM-Größen ab 6 MB empfohlen, was ich nur bestätigen kann. Viele Samples lassen sich durch geschicktes Schneiden und Loopen jedoch auch in weniger Speicher unterbringen. Richtig schwierig wird's nur bei den wenigen Klängen, wo sich die Filterverläufe bis zum Schluss durchziehen. Hier sind Loops nur schwer zu setzen, ebenso bei Klängen, deren Lautstärke beständig abnimmt und sich bis zum Ende nicht auf einer festen Amplitude eingependelt hat. Hier muss der Anwender mit einem Kompressor ran, was zusätzliche Mühe bedeutet, will man sich die Audiodaten mit einem Grabber-Programm direkt als WAV-Files im PC zunutze machen. Wer traditionell über die Audioeingänge eines "richtigen" Samplers geht, dürfte sich an dieser wohl ohnehin üblichen Hürde nicht stören - also lassen wir Mr. Magic seine künstlerische Freiheit mit den Filter- und Amplitudenverläufen... ;-)
Ein nicht unwichtiger Punkt wurde im Booklet leider ausgelassen: Darf man die Samples problemlos auch in kommerziellen Produktionen einsetzen, ohne gesondert Rechte erfragen zu müssen? Eine Anfrage bei Klaus-Peter Rausch ergab, dass dies ohne Probleme möglich ist.

Fazit

Mit seinen sphärisch-bombastischen Breitwandsounds dürfte Mr. Magic Rausch den Nerv so manchen Elektronikers treffen. Böse Hardcore-Klänge finden sich hier natürlich nicht, dafür aber sehr interessante und liebevoll programmierte "Erlebnissounds", die jede Menge Farbe in den Sampler bringen. Aber auch Multimedia-Produzenten oder Spieleprogrammierer könnten daran Gefallen finden, sofern sie die Multisamples noch einmal gesondert verwursten möchten. Schade nur, dass es die Silver Pieces nicht auch fertig gemappt als ROM-Version für die gängigen Sampler oder zumindest als WAV-CD gibt - es würde den Umgang damit noch etwas erleichtern. Ansonsten jedoch: Dicke Empfehlung für alle, die gerne "mächtige" Kompositionen der traditionellen Elektronik- oder Filmmusik-Ecke fabrizieren und bisher noch keinen Synthesizer mit derartigen Erlebnissounds haben!

Mit freundlicher Genehmigung von K.-P. Rausch demonstriert MEMI die Klänge auf dieser CD anhand eines EMU SoundFont2 (ca. 2 MB Donwload) für Soundkarten der AWE-Familie und neuere EMU-Sampler (ab 4 MB RAM). Das Multisample wurde mit sfArk gepackt, das kostenlos heruntergeladen werden kann und zum Entpacken benötigt wird. Gesampelt wurde der Sound "Carpet Crawl". Wir weisen jedoch darauf hin, dass sich durch die technischen Einschränkungen der Soundblasterkarten ein "schmaleres" und leicht verändertes Klangbild ergibt.


Weiterführende Links bei MEMI:
Weitere Links zum Thema:
MEMI-Makers Link-Datenbank Back in Time Records (Herstellerseite)
MEMI bietet Tipps & Tricks fürs Homerecording! TS Audioline (Vertrieb Deutschland)
MEMI-Samples und Drumloops gibts bei den Downloads.

Autor: Christian Baum, 27.09.1999  
Ein Service von MEMI-Makers.