MEMI-Makers Sampling-CD Test

Wizoo Sampling CDs/CD-Roms

LoFi Junkiez 2 und Cologne Cyclez 1+2

Hersteller Format Stil Artikel-/Bestell-Nr. Preis
LoFi Junkiez 2 WAV/Audio mod. EM, Techno WIZSC00010P DM 89,90 / 45,97
Cologne Cyclez 1+2 WAV/Audio mod. EM, Techno WIZCC00003P DM 89,90 / 45,97

Taufrisch aus der Wizoo-Schmiede landeten gleich zwei aktuelle Sampling-CDs auf dem MEMI-Testertisch: LoFi Junkiez 2 und die CD-Version der Cologne Cyclez 1 und 2, die ursprünglich extra für DJs auf Vinyl mit Endlos-Rillen veröffentlicht wurden und nun auch Leute ohne Plattenspieler beglücken sollen. Die CDs sind exzellent gestaltet und sehr umweltfreundlich gehalten (viel Pappe, wenig Kunststoff), was allerdings ein Booklet ausschließt. Man muss sich mit Klappentexten zufrieden geben.

Wie man am "Slanglisch" der CD-Titel erkennt, werden hier härtere Töne angeschlagen. Alles ist "phatt" und "phunk.eee", was immer das heißen mag. Da mir die Szene fremd ist, lese ich mal drüber, aber dieser eine Grammatikfehler da... naja, lassen wir das. Die CDs bieten Drum- und andere Loops unterschiedlicher Couleur. Geordnet wurde nach Tempi, nähere Infos gibt's leider keine, es wird lediglich gelistet, welche Tracks welches Tempo aufweisen. Servicebewusst bietet Wizoo die CDs im Mixed Mode an. Track 1 enthält die ROM-Daten im WAV-Format und ein bisschen Werbung in Form des Wizoo-Katalogs. Die Loops sind auch hier nach Tempi geordnet, die Dateien selbst sind bei der LoFi Junkiez 2 lediglich durchnummeriert. Das ist zwar etwas nichtssagend, aber jeder Loop einen Namen zu geben, ist vielleicht auch etwas viel verlangt. Noch ein, zwei Ordnerebenen mehr wären allerdings nicht schlecht, damit könnte man nochmal grob nach Klangcharakter sortieren. Jetzt muss man jedenfalls immer alles vorhören. Bei den Cologne Cyclez gönnt man dem User mehr Ordnerebenen und teilweise auch benannte Dateien, andere wiederum sind nur nummeriert. Hier fehlt mir konsequenteres und damit benutzerfreundlicheres Vorgehen bei der Struktur des ROM-Teils.
Die restlichen Tracks beinhalten die Loops nochmal im Audio-Format, so dass jeder CD-Spieler etwas damit anfangen kann. Das ist besonders angenehm, wenn man einen Sampler besitzt, der WAV nicht zu lesen vermag, zumal man die Loops dann erst noch durch die eigene Hardware schicken kann. Aber auch hier sagt die Auflistung nach Tempi sehr wenig. Etwas mehr Transparenz wäre benutzerfreundlicher.

In medias res: LoFi Junkiez 2

Frank Heiss und Dr. Walker liefern hier 305 Drumloops, unterteilt in drei Geschwindigkeiten - 95, 97 und 120 bpm. "Mad'n massive electronic Koelsch-Phunk" hören wir hier laut Dr. Walker. Klingt plakativ, aber vorstellen kann man sich darunter wenig.
Der erste Ordner (95 bpm) ist mit Loops von Frank Heiss gefüllt. Was hier so aus den Boxen hämmert, sind harte, zweitaktige Beats in vielerlei Varianten, d.h. eine Loop liegt meist mehrfach vor, jeweils auf eine andere Weise nachbearbeitet oder mit anderen Drumsamples gespielt. Wenn einem der Groove gefällt aber nicht die Klangfarbe, so kann man zuerst bei den Varianten nachsehen, bevor man selbst ans Werk muss. Ärgerlich finde ich hier den ROM-Teil: Die Kodierung der Dateinamen lautet bpm_1_nummer.wav. Diese "1" in der Mitte wäre genau das Richtige, um variierte Grooves zu Gruppen zusammen zu fassen. Stattdessen taucht diese "1" einfach bei allen Loops im 95-bpm-Ordner auf, und man fragt sich, was das soll. Da wünsche ich mir mehr Transparenz. Die anderen Ordner verzichten ganz auf diese ominöse Zwischenzahl.
Was bekommt nun aber konkret geliefert? Die Loops klingen zuerst mal alle sehr künstlich und trocken, was die professionelle Klientel zufriedenstellen dürfte: Sehr elektronisch, sehr "lofi" und problemlos mit eigenen Effekten nachzubearbeiten. Schön sind auch die gekonnten Spielereien mit den Percussion-Instrumenten, die für guten Groove sorgen. Schade finde ich, dass die allerwenigsten Drumsounds anschlagsdynamisch gespielt wurden. Da wird meiner Meinung nach einiges an Möglichkeiten verschenkt. Dass diese Loops nicht "filigran" klingen sollen, wird zwar sofort deutlich, aber so gnadenlos quantisiert auf die Zwölf zu hämmern wäre auch nicht immer nötig gewesen. Das mag aber am Kölner Stil (ist Frank Heiss nicht aus New York?) liegen, der sich mir noch nicht erschlossen hat.

Dr. Walker bietet da schon mehr in seiner 97-bpm-Abteilung, da der Rhythmus, bei dem man mit muss, nicht nur von der Abfolge sondern auch von der Spielart der Samples bestimmt wird. Auch klingen die Loops nicht so vollgepackt wie bei Frank Heiss und lassen sich stilübergreifender einsetzen. Ebenfalls auffällig ist die Tatsache, dass Dr. Walker die Bass Drum etwas sparsamer einsetzt und somit das Klangbild nicht von vorneherein völlig zubaut. Diese Loops lassen also wesentlich mehr begleitende Elemente ("Musik") zu. Hier wird allerdings nicht variiert. Jede Loop ist anders und ein bis vier Takte lang. Wenn man sie in der Praxis hintereinander klebt und losrattern lässt, vermisst man daher hin und wieder Fills und Breaks, die das Geschehen auflockern. In dieser Form bleibt man stilistisch dann doch etwas festgelegt.

Die dritte Abteilung tönt in 120 bpm und ist von beiden Groove-Künstlern gemeinsam gestaltet. Und tatsächlich glaube ich hier eine Mischung der obigen Stile heraus zu hören: Manche Loops sind total zugestopft und mit einer fetten Bass Drum auch unten herum gut gebaut, während andere wesentlich durchsichtiger und grooviger klingen. Gerade wenn man die Loops auch mal außerhalb des Kölner Stils einsetzen will, ist das sehr nützlich. Von mir aus hätte die ganze CD so sein können. Gibt's Dr. Walker vielleicht eines Tages mal solo?

Kurzes Zwischenfazit: Dr. Walker ist hier eindeutig mein Favorit, da ich die Grooves einfach inspirierender und praxisnäher finde. Das mag Geschmackssache sein, aber Heiss' brachiales Geklopfe geht mir leider zu schnell an die Nerven. Gut produziert sind alle Loops, richtig Freude kommt bei mir aber nur bei der Hälfte auf.

Cologne Cylez 1+2

Wie gesagt entstammen einige dieser Loops dem Original-Vinyl für Live-Tüftler. Hinzu kamen noch jede Menge Bonus-Loops gleichen Charakters, die auch von den gleichen Künstlern kreiert wurden. Eigentlich eine gute Idee, denn die Loops sind durchaus auch für Studio-Werkler geeignet, eine Beschränkung auf Schallplatten wäre eine echte Schande - denn hier geht wahrlich die Post ab: Die gebotenen Loops sind allesamt sehr hart, sehr einprägsam und sehr inspirierend. Es finden sich sowohl reine Drumloops, als auch Loops mit Bass, Geräuschen oder einfach nur sehr hässlichem Krach. Obwohl ich als EMler zu sanfteren Klängen tendiere, juckte es mich beim Durchhören sofort in den Fingern (und in den Zehen!). Da blubbern und rattern und donnern die Drumcomputer, dass es nur so eine Freude ist. Natürliches Material braucht man hier nicht zu erwarten, alles ist extrem nachbearbeitet und klingt schön nach LoFi. Die Drumsounds sind angenehm "anders", die Loops grooven richtig und bieten sich hervorragend als Untergrund für kreative Elektronik-Songs an. Auch der Ordner "Bonus", der Loops abseits des eigentlich Vinyl-Materials beinhaltet, bietet Unmengen überraschender Grooves und sehr abgefahrener Klänge. Da mir die Kölner Szene nicht allzu geläufig ist, kann ich zur Verwendbarkeit des Materials in dieser Richtung wenig sagen, wer aber etwas härtere Töne nicht scheut, dem kann diese CD auch für andere Sparten wärmstens empfohlen werden. Die Loops bestimmen allerdings die "Farbe" eines Songs. Mein größtes Problem war, in meinem Gerätepark adäquate Synthesizersounds zu finden. Man hechelt dem Output der Loop-Künstler schon etwas hinterher, wenn man bisher in seichteren Gewässern unterwegs war... ;-)
Bei so viel Licht fällt auch ein wenig Schatten: Wem Techno zu repetitiv ist (mir zum Beispiel), der vermisst auch hier einzelne Drumsamples oder zumindest Breaks und Fills. Will man die Loops nämlich in althergebrachten Songstrukturen verwenden, fehlt einem schon der Variantenreichtum. Dass bei diesem extremen Material nur schwerlich Einzelsamples rauszuholen sind, leuchtet ein, aber Breaks und Fills möchte ich dann doch noch anmahnen - die User jenseits des Underground würden es danken.
Trotzdem: Diese CD ist eine tolle Inspirationsquelle für alle, die gerne mal über den Tellerrand schauen und ihrem Publikum den maximalen Groove gönnen möchten. Es war eine wahre Freude, damit zu arbeiten und hat mich animiert, soundmäßig auch einmal in diese Richtung zu gehen.

Fazit

Die beiden CDs sind durchaus empfehlenswert, da sie professionell klingen und frisches Soundmaterial heranschaffen, das man auch wirklich gebrauchen kann. Der Heiss'sche Stil will sich mir dabei leider nicht erschließen, er ist mir einfach zu schlicht und überfrachtet. Dem Rest kann ich aber bedenkenlos das Prädikat "wertvoll" verleihen.
Vergleicht man mit anderen Anbietern, fällt die moderate Preisgestaltung auf, die unter der 100-Mark-Schallmauer liegt. Der Mixed Mode bietet dazu ein Maximum an Komfort für jeden Sampler-Besitzer, und das Material ist durchgehend brauchbar, während andere oft tausende von Loops bieten, bei denen man aber erst noch die Spreu vom Weizen trennen muss.
Negativ fallen die fehlenden Breaks und Fills auf, die das Ganze doch schwer auflockern und nicht so sehr auf Underground Techno festlegen würden. Auch Einzelsamples fehlen mir ein wenig, aber das mag Geschmackssache sein, denn Drumloops sind für mich persönlich immer nur die halbe Miete. Wie dem auch sei: Eine Empfehlung kann man für beide CDs aussprechen, origineller und inspirierender finde ich jedoch die Cologne Cyclez. Zum Schluss noch ein kleiner Trost für die Weicheier unter uns: Die Hamburg Loopz 2 ist auch neu erschienen und bietet sanfteres Material. MEMI hat sie gesondert getestet.

LoFi Junkiez II Demo Cologne Cyclez 1+2 Demo


Weiterführende Links bei MEMI:
Weitere Links zum Thema:
MEMI-Makers Link-Datenbank Wizoo (Herstellerseite)
MEMI bietet Tipps & Tricks fürs Homerecording!
MEMI-Samples und Drumloops gibts bei den Downloads.

Autor: Christian Baum, 20.09.1999  
Ein Service von MEMI-Makers.