MEMI Hardware-Test

 

Roland Juno 106

 

Der Juno 106 ist für mich wohl der klassische Synthesizer wie man ihn sich vorstellt. Es ist alles da was man so erwartet, aber keinen "Schnickschnack" wie Sync oder Ringmodulation. Er kann eben die typischen Analogsounds erzeugen, und das auch ziemlich gut. Seine besondere Stärke sind da wohl die Pads. Einziger Nachteil: Er hat nur 6 Stimmen.

Grundsätzlich ist der Juno 106 ein analoger Synthesizer. Das ist auch an seinem charakteristischen Klang leicht erkennbar. Richtig rein analog ist er aber nicht, denn zumindest die Oszillatoren sind digital (DCO) und ausserdem sind die Sounds abspeicherbar, was ich natürlich als Vorteil sehe. Ja, und Midi hat er natürlich auch (In, Out, Thru).
Wie schon erwähnt beträgt die Anzahl seiner Stimmen 6. Das ist aus heutiger Sicht sehr wenig, allerdings muss man bedenken, dass man mit heutigen Digitalsynths schon wesentlich mehr Stimmen pro Note verbraucht, um derartig druckvolle und warme Klänge zu erzeugen. Die Auswahl an Klangbearbeitungsmöglichkeiten ist eher beschränkt, aber was der Juno kann, das kann er gut.

Es stehen zwei Oszillatoren zur verfügung, nämlich Pulse und Saw. Dies können nur an- oder abgeschaltet werden. Die Oktavlagen (16'', 8'', 4'') kann man dann nur für beide Wellenformen gemeinsam einstellen. Die gewählte Wellenform (auch beide gleichzeitig sind möglich) kann nun mit Filter, VCA und LFO bearbeitet werden. Das Filter (Lowpass) klingt übrigens sehr gut und erreicht auch spielend die Selbstoszillation. Es gibt dann noch ein weiteres Filter (Highpass), bei diesem sind aber nur 4 Stellungen möglich und es soll eher zum Ausdünnen von Sounds dienen als zu einer groben Klangbearbeitung. Hierbei sollte man noch erwähnen, dass die Stellung "1" den Klang so wiedergibt wie er ist wohingegen die Stellung "0" den Bassanteil des Klanges verstärkt. Der LFO bietet die Wellenform Sinus und tut auch genau das was man von ihm erwartet. Beeinflussen kann man mit dem LFO das Filter, die Tonhoehe der Oszillatoren und die Pulsbreite der Pulse-Wellenform (Pulsbreitenmodulation). Einen Delay-Regler gibt es auch noch, wenn man nicht will dass der LFO gleich zu Beginn einsetzt.

So, was fehlt jetzt noch? Ah ja, die Hüllenkurve (ADSR). Da gibt es nur eine, die auf VCA und VCF gleichzeitig wirkt. Das ist zwar eine Einschränkung, aber bei weitem keine so schlimme, wie man zunächst vielleicht denkt. Man kann den Einfluss der Hüllenkurve auf das Filter mit dem ENV-Regler einstellen oder man stellt beim VCA den Schalter auf "GATE". Dann wird der Ton beim Drücken einer Taste mit der bei "LEVEL" eingestellten Lautstärke wiedergegeben und beim Loslassen der Taste bricht er sofort ab. Die Hüllenkurve kann dann rein auf das Filter wirken, was sich hervorragend für Leadsounds eignet. In der Filterabteilung befindet sich auch noch einen Schalter mit dem man die Hüllenkurve umkehren kann.

Das ist jetzt schon fast alles, bleibt nur noch ein Schalter zum Aktivieren der Pulsbreitenmodulation. Ist sie Abgeschaltet (MAN), so kann die Pulsbreite mit dem PWM-Regler frei eingestellt werden, ansonsten beeinflusst dieser die Modulationsstärke.

Um dem Klang jetzt noch den letzten Schliff zu geben gibt es den Effekt "Chorus". Der kann in den Stellungen "1" und "2" den Klang beeinflussen. Aber Vorsicht: Nicht jeder Klang wird mit Chorus besser! Gerade Lead-Sounds sind damit eher nicht so gut bedient. Gut macht er sich hingegen bei Pads (eh klar!). Ein leichtes Rauschen verursacht der Chorus auch, aber das faellt im Arrangement kaum auf.

Nun sind wir fertig und können unsere Kreation auf einem der 128 Speicherplätze ablegen. Organisiert ist der Speicher (wie bei Roland üblich) in 8 Bänken zu je acht Patches. Bei den Bänken gibt es noch 2 Gruppen, es sind dann also eigentlich 16 Bänken.

Links neben der Tastatur sind dann noch der typische Roland-Pitchbend-Modulations-Stick und 3 dazugehörige Schieberegler mit welchen man einstellen kann, worauf dieser "Bender" wirken soll. Zur Auswahl stehen DCO und VCF. Der 3. Regler ist für die Modulation der Oszillatoren durch den LFO zuständig. Wirksam wird diese wenn man den Hebel nach oben drückt. Über den 3 Schiebereglern befinden sich dann noch 2 Drehregler für Lautstärke und Portamento-Geschwindigkeit nebst einem Schalter, um das Portamento an- und abzuschalten.

An Betriebsarten stehen Poly 1 und Poly 2 zur Verfügung. Laut Bedienungsanleitung ist Poly 1 für "normales Spiel", was immer die Rolands da auch drunter verstehen und Poly 2 soll sich besser für Spiel mit Portamento eignen. Drückt man Poly 1 und Poly 2 gleichzeitig, so versetzt man den Juno 106 in den Unisono-Modus. In dieser Betriebsart erklingen bei jedem Tastendruck alle 6 Stimmen gleichzeitig, was schon ziemlich Druck macht. Der Juno verhält sich nun also wie ein Solosynthesizer. Mir persönlich gefällt der Unisono-Modus des Juno106 allerdings nicht so gut wie z.B. der des Korg DW8000. Beim Juno werden die einzelnen Stimmen kaum merklich gegeneinander verstimmt, wodurch es nicht nur zu Schwebungen, sondern auch zu Phasenauslöschungen kommt. Das Ergebnis klingt dann teils etwas eigenartig.

An der Ruckseite des Juno 106 befindet sich ein Schalter mit der Aufschrift "Function". Mit diesem kann man einstellen, wie sich der Juno im Midiverbund verhält.

    Stellung I: Hier werden nur Note-On und Note-Off übertragen.

    Stellung II: In dieser Einstellung werden zusätzlich noch die Benderstellung und Programmwechselbefehle übertragen.

    Stellung III: Nun sendet der Juno auch systemexclusive Daten (SysEx).

Auf die systemexclusiven Daten möchte ich jetzt noch näher eingehen: Der Juno sendet bei jeder Reglerbewegung den ganzen Sound über Sysex (z.B. an den Sequenzer oder an einen zweiten Juno 106). Weiters sendet er den Sound auch, wenn man ihn anwählt. Wenn man dem Juno einen Sound per SysEx schickt, dann ist dieser nur im Edit-Buffer und wird nicht automatisch abgespiechert. Um das zu erreichen muss man ihm einen Write-Request schicken. (Ich konnte leider noch nicht herausfinden, wie man das macht). Will man also den ganzen Speicher des Juno mit Sounds vollschreiben, so muss man nach jedem Sound, den man geschickt hat, einen Write-Request gefolgt von einem ProgrammChange-Befehl schicken. Umgekehrt, wenn man also alle Sounds auslesen will, dann braucht man nur per ProgrammChange alle Programmspeicherplätze durchzusteppen. Der Juno schickt dann automatisch alle Sounds über Midi hinaus.

Wem das zu komplizert ist, der kann immer noch auf das Kassetten-Interface zurückgreifen.

Warum sollte man sich nun in der heutigen Zeit noch einen Juno 106 zulegen?
Also dafür gibt es viele Gründe:

  • Er klingt sehr gut!
  • Er ist im Vergleich mit virtuell analogen Synthesizern, die ihm zumindest in der Anfangszeit der virtuell Analogen meiner Meinung nach nicht das Wasser reichen konnten, verhältnismässig billig. Der Gebrauchtpreis dürfte so bei 1000 DM liegen. Mehr würde ich aber nicht ausgeben. Wenn einem die 6 Stimmen zu wenig sind, dann kauft man sich eben einfach 2 Stück und kommt immer noch billiger aus als bei den meisten Virtuellen :-)
  • Er ist sehr leicht zu bedienen und gerade für Neulinge das ideale Gerät um das Programmieren von Sounds zu lernen.
  • Er sieht gut aus (jaja ich weiß, das ist Geschmacksache ...)
     

Eines sollte man vielleicht noch erwähnen: Die Tastatur ist NICHT anschlagdynamisch.

Wenn Sie noch Fragen haben, oder mir vielleicht erzählen können, wie man den Juno dazu bringt, per SysEx gesendete Daten zu speichern, dann schreiben Sie mir doch einfach eine Mail!


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Autor: Thomas Polaschek Ein Service von MEMI.