MEMI Hardware-Test

 

Emagic MT4

Multi-I/O USB-MIDI-Interface

 

Hersteller I/Os Treiber für Features Preis
Emagic GmbH 2 In, 4 Out Win98 (MME) Patchbaybetrieb DM 249,- / € 127,-
USB-Anschluss Mac (OMS, Logic) Control-Software  

 

Frontansicht MT4Irgendwann kommt jedes Homerecording- oder kleinere Projektstudio an den Punkt, wo das ehemals günstig erworbene 1x1-MIDI-Interface oder gar die Soundkarte einfach nicht mehr ausreicht: Man hat zwei Einspielkeyboards und ein paar Rackgeräte, das Timing beginnt zu wackeln, und die Umstöpselei am Interface nervt. Hier bietet Emagic nun Abhilfe in Form des MT4, das die professionellere Unitor/AMT-Reihe mit ihren 8 I/Os nach unten hin abrundet.

Zum vergnüglichen Preis von DM 249,- bekommt man ein geradezu putziges blaues Kunststoffkästchen mit diversen LEDs, 2 MIDI-Ein- und 4 -Augängen sowie einem Anschluss für den USB-Port eines Mac oder PC. Ein Netzteil wird freundlicherweise nicht benötigt, da das MT4 über das USB-Kabel mit Strom versorgt wird. Sehr schön - wieder einen der wertvollen Anschlüsse auf der Steckerleiste gespart. Mit den sehr handlichen Abmessungen passt das MT4 locker in jede Jackentasche und bietet sich somit auch beim platzsparenden Einsatz am Laptop und/oder auf der Bühne an. Mit dem USB-Anschluss ist man plattformübergreifend für die Zukunft gerüstet.

Einstöpseln und loslegen?

Was bei der offiziellen Präsentation von Bill Gates seinerzeit noch zum Absturz führte, ist heute gang und gäbe: Hot Plug mit USB-Geräten. Man schließt ein Device im laufenden Betrieb an, Windows soll es erkennen, die Treiber anfordern und ohne störenden Neustart in Betrieb nehmen. Derart optimistisch gibt sich auch das ausführliche und witzig geschriebene deutsche Handbuch und behält recht: Schritt für Schritt der Anleitung gefolgt, ist das MT4 nach kaum 3 Minuten unter Windows 98 am Start (Windows 95 wird nicht empfohlen und wurde auch nie von Emagic getestet); ähnlich soll es am Mac ablaufen. Die mitgelieferte Treiber- und Update-CD sorgt hier für eine reibungslose und bequeme Installation. Sehr gut.

Betriebsmodi

Das MT4 beherrscht zwei Modi, die per LED angezeigt werden: Patch und Computer. Im Patch-Mode dient das Interface als MIDI-Patchbay und greift dabei auf einen Speicher von 32 User-Presets zurück. Per Program Change kann zwischen den Patches umgeschaltet werden. Sie enthalten die Konfigurationseinstellungen für die Ein- und Ausgänge, das Routing wird ebenfalls über LEDs abgebildet. Somit kann man sich alle nötigen Routings für sein Equipment festlegen und bequem auch ohne MIDI-Programm "Trockenübungen" veranstalten. Wer gerne "nur mal so" herumklimpert und dabei verschiedene Klangerzeuger einzeln oder gelayert nutzen will, liegt beim Patch-Mode richtig. Die Programmierung erfolgt übrigens über das mitgelieferte Unitor8 Control (s.u.). Hier erweist es sich wieder als Nachteil, dass das MT4 kein Netzteil hat. Dann nämlich hätte man es auch ganz ohne PC als MIDI-Patchbay nutzen können. So aber braucht es immer Strom vom USB-Bus - der Rechner muss also ständig an sein. Einzige Alternative: ein aktiver USB-Hub. Wer so etwas besitzt, kann das MT4 mit Strom versorgen, ohne dass der PC an ist, denn im Patch Mode werden keine Daten mit dem Rechner ausgetauscht.

Der Computer-Mode bietet keine Patchbay-Fähigkeiten. Er dient dem Betrieb unter einem MIDI-Programm wie Sequenzer, Editor o.ä. Diese Programme bringen ihr eigenes MIDI-Routing mit, das MT4 wird hier also naturgemäß zur reinen "Schleuse" degradiert. Interessant erscheint dabei, dass die MME-Treiber multi-client-fähig sind, d.h. mehrere MIDI-Programme können gleichzeitig auf Ein- und Ausgänge zugreifen. Auch der Computer-Mode funktioniert klaglos und zuverlässig. SysEx-Daten werden problemlos verarbeitet (ganz kritische Kandidaten wie den Nord Modular konnte ich allerdings nicht testen).

Mangels Mac konnte ich nicht testen, ob die Direktverbindung aus Logic funktioniert, unter Windows kann das MT4 aber auch unter Logic nur als MME-Device angesprochen werden. Schade eigentlich, die viel gerühmten Vorteile von AMT (Active MIDI Transmission) würden auch dem kleinsten in der Familie gut zu Gesicht stehen. Andererseits muss man jedoch bedenken, dass kleinere Studios, die ein MT4 verwenden, wohl ohnehin noch keine Timing-Probleme zu beklagen haben werden. Bei meinen doch recht fülligen Testarrangements konnte ich jedenfalls keine hörbaren Wackeleien feststellen, auch ohne AMT.

Unitor8 Control

Das mitgelieferte Editor-Programm für den Patchbay-Modus entspringt dem großen SoundDiver von Emagic, einem Universaleditor für Unmassen von MIDI-Geräten. Entsprechend ausgereift gibt sich das Progrämmchen und erledigte seinen Dienst im Test ohne Probleme. Über die AutoLink-Funktion und die Multiclient-Treiber kann die Software auch gleichzeitig mit Logic Audio oder anderen MIDI-Programmen betrieben werden.

Der Rest ist fast schon zu einfach: Patches können organisiert und an das MT4 gesendet werden. Ein Doppelklick führt zum Routing-Editor, in dem man festlegt, welcher Eingang auf welchen Ausgang geroutet werden soll. Das geschieht mittels einer grafischen Matrix. Hier also nochmals Lob fürs Handling - damit sollte niemand überfordert sein.

Praxis

Das MT4 verhält sich völlig unauffällig, ob nun bei der Installation oder im täglichen Betrieb im Sequenzer und im Patch-Mode. Die Treiber scheinen also bereits völlig ausgereift zu sein. Timing-Probleme bekamen immer zuerst meine Klangerzeuger, das MT4 stieg nie aus. Für den Heimstudiobetrieb kann ich es also schon einmal uneingeschränkt empfehlen. Auch durch die geringe Größe macht sich das MT4 gut im Setup. Was ich jedoch bemängeln möchte, ist der Plastik-Charme. Das Kästchen ist zwar sauber verarbeitet, aber auf der Bühne wollte ich es nicht ungeschützt liegen haben. Ein Sturz, ein trampelnder Gitarrist oder prügelnder Schlagzeuger, und schon könnte das Teil zerbrechen. Metall als schützende Hülle wäre mir da lieber gewesen, aber dann wäre es wohl nicht mehr ganz so handlich und transportabel.
(Hierzu noch die Anmerkung, dass Emagic inzwischen einen BMW auf das MT4 gestellt hat, was es angeblich problemlos überstand. Ich habe das mit dem Testgerät nicht getan, sondern schildere hier meinen Eindruck ;).

Im Vergleich

Natürlich bietet es sich bei der Zielgruppe und dem Preis des MT4 an, auch mal einen Blick auf die Konkurrenz zu werfen. In diesem Bereich tummeln sich nun naturgemäß einige Mitbewerber mit ähnlichen Leistungsmerkmalen. An forderster Front agieren hier Midiman und EES. Erstere bieten ähnliche Interfaces zu ähnlichen Preisen, haben aber eine etwas breitere Palette als Emagic. So kann man dort auch 4x4-Interfaces erwerben, dann aber für mehr Geld. EES würde sich hingegen ins eigene Fleisch schneiden, würden sie ein zu ähnliches Produkt anbieten, denn von dieser Firma stammen Hard- und Firmware des MT4. Also hält man sich bisher an Interfaces, die den Parallel-Port des PCs nutzen. Hier gibt es sowohl eine Variante mit 2x4 I/O, als auch eine Version mit SMPTE. Beide schleifen sie den Druckerport durch, das erstere liegt preislich etwas niedriger, das letztere ein wenig höher. Wer einen älteren PC ohne USB besitzt, kann auf diese Geräte zurückgreifen. Die Parallel-Schnittstelle könnte jedoch in Zukunft aussterben. USB ist hier sicher etwas weitsichtiger.
Zu guter Letzt möchte ich noch auf einen weiteren MEMI-Test hinweisen, in dem ich das Egosys Miditerminal 4140 näher beleuchtet und für gut befunden habe. Es arbeitet ebenfalls am Parallelport, bietet 4x4 I/Os und SMPTE aber keinen dedizierten Patchbay-Modus. Bei gleichem Preis könnte es für diejenigen geeigneter sein, die mehr Eingänge brauchen. Es ist auch in einer USB-Variante erhältlich.

Zusammenfassend kann man sagen, dass das MT4 zwar keine Marktlücke besetzt, sich aber in Preis/Leistung gut schlägt und daher auf jeden Fall in eine Kaufüberlegung einbezogen werden sollte.

Fazit

Das MT4 ist ein sauber verarbeitetes und problemlos funktionierendes Klein-Interface. Installation und Betrieb sind einfach und unauffällig. Durch seine Patch-Speicher und das einfach zu bedienende Editor-Programm bietet es sich neben den reinen PC-Kriegern auch allen Live-Spielern an, die ihre Klangerzeuger auch mal gerne einfach so ansteuern. Die sollten aber auch bedenken, dass ohne PC wiederum nichts geht. Wer gar keinen Rechner besitzt, muss auf reine Patchbays zurück greifen.
Das MT4 ist für alle kleineren Heimstudios geeignet, die weder auf viele Eingänge noch auf SMPTE-Sychronisation angewiesen sind. Durch die zeitgemäße USB-Schnittstelle ist das MT4 auch für die Zukunft gut vorbereitet. Lediglich auf der Bühne hätte ich mir ein etwas stabileres Gehäuse gewünscht. Dennoch ist das Preis-/Leistungsverhältnis unter diesen Gesichtspunkten als gut zu bezeichnen. Meinen Segen hat das MT4 in jedem Fall.

Testsystem: P200MMX, 64 MB RAM, Windows 98SE. MIDI-Software: Emagic Logic Audio Platinum 3.6 und 4, diverse Tools und Editoren.

Pro

  • sehr einfache Installation
  • problemloser Betrieb unter Windows 98
  • echter Patchbay-Modus mit Editorsoftware
  • gutes Preis-/Leistungsverhältnis

Kontra

  • Plastikgehäuse auf der Bühne etwas gefährdet



Weiterführende Links bei MEMI:

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Autor: Christian Baum Ein Service von MEMI.