MEMI Software-Test

 

eJay Music Director Pro

Audiostudio

 

Hersteller/Vertrieb Art der Software erhältlich für Preis
eJay AG Audiosequenzer Win 32-Bit € 129,95
       

 

PackageProgramme, die einen einfachen Einstieg in die Welt von PC und Musik bieten, gibt es reichlich, und es ist schon erstaunlich, was diese heute für Möglichkeiten bieten. Und der Bereich der gehobenen bis High-End Klasse bietet eine kaum noch überschaubare Menge von Software. Nur zwischen diesen beiden "Stationen" wird nicht ganz so viel geboten. Wer also die sogenannte Consumer/Einsteiger Ebene verlassen, aber nicht gleich in die 1. Liga einsteigen will, hat es schwer, etwas Passendes zu finden. Natürlich bieten viele der Spitzenprogramme Ableger, z.B. "Light" Versionen, aber diese sind nicht extra für diese Anforderungen entwickelt worden. Und so fehlt eben u.U. genau die Funktion, die man in diesem Zwischenlevel gerne haben würde. Die Bedienung ist halt meist für professionellere Aufgaben ausgelegt, also schwierig. Dabei würde der Anwender ja gerne im Grundsatz so einfach wie möglich weiter machen, nur eben langsam Qualität und Variabilität seiner Sounds steigern. Oftmals möchte er sich noch gar nicht mit MIDI und solch mystischen Dingen beschäftigen, sondern nur seine Audioarbeiten verbessern. Music Director Pro, und hier meine ich speziell die Pro Version, hat anscheinend diese Zielgruppe anvisiert.

Arbeiten im Hauptfenster

Der eJay Music Director Pro ist ein Audioprogramm, MIDI gibt es konsequenterweise nicht. WAV, MP3 und WMA sind die Formate, die hier im- und exportiert werden können. Was bietet nun der Music Director Pro, das ihn von anderen und preiswerteren Arrangern unterscheidet?
Nach dem Start erscheint eine nüchtern und zweckmäßig wirkende Arbeitsfläche, kein buntes multimediales Spektakel, und das ist gut so. Diese lässt sich auf verschiedene Arten den eigenen bzw. gerade benötigten Anforderungen anpassen. So kann man den Spuren verschiedene Farben zuweisen, Spurinfos Ein/Ausblenden oder ganze schon fertig belegte Spuren minimieren. 256 Stereospuren stehen theoretisch zur Verfügung, die aus einem internen Explorer per Drag&Drop gefüttert werden. Und in diesen Spuren liegen nun auch die Features, die den Music Director Pro interessant machen. Jeder Spur stehen nämlich separat folgende Werkzeuge zur Verfügung:

  • 3-Band-EQ, der immer zur Verfügung steht, ohne dass er extra als Insert eingeschleift werden muss.
  • 2 Inserts sowie 3 FX Sends (Sends sind pre/post schaltbar)

Mitgeliefert werden dafür folgende Effekte: Chorus, Compressor, Distorsion, Flanger, Reverb, Stereo Echo Gain, Phaser, Fuzzy, Quantizer, EQ.
Alle Effekte sind in einem Extrafenster auf vielfache Weise einstellbar. Wem das Alles zu kompliziert klingt, selbst wer nur mit Fertigloops arbeitet, kann diese mit den vorhandenen Möglichkeiten variabel gestalten. Echtzeit und nondestruktive Bearbeitung ist selbstverständlich gegeben. Das Einbinden von VST-PlugIns ist ebenfalls möglich. Spuren können zu Gruppen zusammengelegt werden und dann gemeinsam mit dem gleichen Werkzeug belegt werden. Es ist auch möglich, die Parameter der Effekte zu automatisieren, desgleichen die Lautstärke und das Panorama. Dies geschieht durch frei definierbare Kurven auf der Arbeitsfläche. Ein Punkt, der mir persönlich sehr gefallen hat, ist die Aufzeichnung beim "Live" Aussteuern. Hier kann z.B. eine durch mehrere Samples geschaffene Line fließend durch EQ bzw. Effekte in einem Rutsch beeinflusst, und diese Bearbeitung durch Aufnahme der Reglerbewegungen festgehalten werden. Diese Aufzeichnung kann natürlich durch erneutes Bearbeiten und Aufnehmen perfektioniert werden. Die Steuerung aller Möglichkeiten erfolgt über einen auch für Einsteiger leicht zu begreifenden Mixer. Eine Auto Time Stretching Funktion ermöglicht auf Wunsch die automatische Anpassung an das Songtempo beim Einfügen von Samples. Voraussetzung dafür ist jedoch, dass diese auf eine exakte Länge von einem, zwei oder drei Takten geschnitten sind. Bei Fertigloops dürfte dies ja im Regelfall grundsätzlich zutreffen. Was mir persönlich hier gefehlt hat, ist die Möglichkeit, eingefügte Samples automatisch zu loopen, es muss also immer kopiert werden.

Weitere Module

Der Music Director Pro bringt einen eigenen Wave Editor und einen Time & Tune Generator mit. Der Editor bietet alle Standards, um ein Sample zurecht zu basteln. Für die Änderung von Tempo und Tonhöhe ist der T&T Generator zuständig. Außer dem üblichen Eingeben per Ziffern, bietet dieser die Möglichkeit, die Änderung in einer Matrix ("Käsekästchen") per Maus, durch Verschieben eines Fadenkreuzes vorzunehmen. Ob das einfacher zu handhaben ist als die klassische Methode muss Jeder für sich selbst herausfinden. Die Sicherung eines Songs/Projekts kann außer auf der Festplatte auch direkt aus dem Music Director Pro auf eine CD gebrannt werden. Hierbei können auf Wunsch auch die genutzten Samples mit übernommen werden.

Video

Das Integrieren von Videos gehört in der heutigen Zeit zum Standard solcher Programme, und wird natürlich auch hier geboten. Importiert werden können AVI und MPEG, der Export erfolgt nur über AVI. Für die Bearbeitung der Videos stehen 14 Videoeffekte, sowie 38 Überblendungen zur Verfügung.

Handbuch, Installation, Extras

Das Handbuch ist logisch aufgebaut und ausreichend. Die Installation des eigentlichen Programms machte keinerlei Probleme. Die als Extra mitgelieferten 10.000 Samples/Loops, müssen leider erst auf die Festplatte kopiert werden, ein direkter Zugriff auf die CD ist nicht möglich, da sie dort nicht als WAV Dateien vorliegen. Sind die Samples jedoch auf der Festplatte, erscheinen sie dort als WAV. Da die Files reichlich Platz brauchen, finde ich diese Verfahrensweise nicht gerade günstig. Was mir nicht so 100% gefallen hat, ist die Möglichkeit, das Programm individuell auf die vorhandene Hardware einzustellen. Eine Anpassung kann nur durch eine vage Einstellung der Latenzzeit (100% - 0% ???) und eine ebenso ungenaue des Wiedergabecache erfolgen. Hier wäre eine Anpassung per direkter Vorgabe des zur Verfügung stehenden RAM und Wahl der Puffergrößen besser gewesen. Probleme mit dem Programm gab es bei mir so gut wie keine (Athlon 800, 512 MB RAM, EWX24/96), bei dem Versuch mit größeren Projekten (16 Spuren mit etlichen Effekten) musste allerdings der Latenzregler etwas herunter geschoben werden.

Weshalb die Pro Version

Die Normal-Version unterscheidet sich schon maßgeblich von der Pro, so dass ich hier ausdrücklich die Letztere empfehle. Nicht geboten in der Normal-Version wird u.A. der direkte EQ pro Spur. Auch lassen sich keine Spuren zu Gruppen zusammenfassen, und ein Aufzeichnen der Reglerbewegungen ist nicht möglich. Nicht so wichtig wird da eher sein, dass pro Insert nur ein, bzw. per FX Send nur zwei Effekte zur Verfügung stehen, auch insgesamt nur 10 Effekte mitgeliefert werden, und nur 128 Spuren geboten werden. Als Ausgleich für den höheren Preis der Pro, werden hier 10.000 und in der Normal-Version nur 3000 Samples mitgeliefert.

Fazit

Meiner Ansicht nach kann der Music Director Pro die Lücke füllen, die ggf. für Anwender zwischen der Einsteiger- und der gehobenen Klasse besteht. Wer also auf MIDI verzichten will, sich doch schon mehr Möglichkeiten für die Audio-Klangbearbeitung wünscht, dies aber nicht durch komplizierte Bedienung erkaufen will, könnte hier das richtige Produkt finden. Hier wird Alles geboten was der aufsteigende Anwender für die Arbeit im Homestudio im Bereich Audio benötigt, solange die Ansprüche nicht gleich in der Highend-Klasse liegen.


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Autor: Adrian Winkel, 12.12.2001 Ein Service von MEMI.