MEMI Software-Test

 

Ableton Operator

FM-Synth für Live!

 

Hersteller/Vertrieb Art der Software erhältlich für Preis
Ableton FM-Synth für Live! proprietär Win/Mac € 129,-
Ableton      

 

Der neue Add-On Synth in Ableton Live 4

Es wurde schon im Vorfeld gemunkelt, ob Ableton vielleicht ein weiteres Produkt vorstellen würde – und tatsächlich war es dann im Versionsschritt von 4 auf 4.1 soweit: Ableton stellten ihr erstes virtuelles Add-On Instrument vor. Er ist nach Impulse und Simpler das dritte Midi-Instrument im proprietären Ableton-Format; schon davor wurde die Einbindung von VST- und AudioUnits-Instrumenten unterstützt.
Auf dem Markt gibt es ja eine Vielzahl von sogenannten Softsynths; wie schneidet also das Produkt von jener Firma ab, die uns das legendäre Computer-Musikinstrument „Live“ zum Biegen, Verformen und von Audiomaterial in Echtzeit bescherte?
Dieser Test wird sich nur auf Operator konzentrieren; wer mehr über die restlichen Features von Live 4 wissen will, wird hier fündig. Übrigens enthält jeder Version von Live ab 4.1 eine Operator-Demoversion – ein guter Weg für alle Live-User, um einen tiefen Einblick in seine Fähigkeiten zu bekommen.

Operator GUI 1

Der Operator

Um den Operator zu aktivieren, schiebt man ihn einfach auf eine freie Midi-Spur in Live und aktiviert das Monitoring. Zunächst fällt die für Ableton typische minimalistische Bedienoberfläche auf. Kein 3D-Schnickschnack, Schatten und glänzende Oberflächen wie bei vielen anderen Synths, welche die ständig wachsende Leistungsfähigkeit heutiger Graphikchips ausnutzen. Dies kommt auch der intuitiven Bedienbarkeit entgegen und belastet die Graphikkarte nicht unnötig.

Links wählt und verändert man die vier Oszillatoren in Operator mit den Wellenformen, die parallel nutzbar sind, mit den Reglern „Coarse“, „Fine“, „Fixed“ und „Level“. Sie lassen sich individuell ein- und ausschalten. Rechts hingegen kann man LFO, Filter und Pitch Envelope aktivieren und einstellen. Darüber hinaus kann dort neben den Parametern „Time“, „Tone“ und Lautstärke die Reihenfolge der Oszillatoren (sowie Stimmen und einige andere Parameter) verändert werden – das Bedienfeld hierfür erscheint, wenn man auf die vier kleinen Quadrate im unteren rechten Bereich des Operator-Panels klickt:


Mit dem Regler „Time“ kann man Sounds in der Länge bzw. Sustain und Einschwingphase verändern – eine gute Alternative zu den Hüllkurvengraphiken, um vorhandene Klänge schnell zu verändern. Er beeinflusst alle 7 Hüllkurven in Operator. Direkt daneben befindet sich der Regler „Tone“, der – wie der Name schon sagt – den Ton verändert, ähnlich wie ein EQ bzw. Filter. Auch hier sind sehr schnelle, gravierende Veränderungen des gespielten Sounds möglich. Viele Funktionen erklären sich von selbst oder durch ausprobieren, und das macht wirklich Spaß beim Operator, denn selbst ohne tiefe FM- oder Synth-Kenntnisse kann man durch Abwandeln der Werkspresets sehr brauchbare und originelle Sounds erzeugen.

Wenn man auf einen der acht Bereiche links und rechts vom mittigen, schwarz unterlegten Feld klickt, erscheinen die Einstellmöglichkeiten für diese Sektion in diesem Feld.

Einen sehr guten Überblick über die Fähigkeiten des Operator erhält man, indem man die mitgelieferten Presets ausprobiert. Sie stammen von renommierten Elektronikern wie z.B. Richard Devine. Hier gibt es alles von perkussiven Drumsounds über Pads bis hin zu jazzigen Orgeln, blasinstrumentenartigen Klängen und typischen Synth-Sounds. Sie stellen auch einen einzigartigen Ausgangspunkt zum Programmieren eigene Presets dar, denn schon mit ein paar Reglerbewegungen erhält man oft ein ansprechendes, völlig anders klingendes Klangbild.

Die mit Operator möglichen Sounds reichen von traditionell bis sehr, sehr abgefahren. Weiche Flächen, Anlehnungen an traditionelle E-Pianos/Synths, einzelne Rhythmus- bzw. drummaschinenartige Sounds und FM-generierte Loops sowie schmerzend-schrille Experimentalklänge sind alle drin. Der Operator reagiert auch sehr schön auf den Anschlag – damit kann man wunderbare organische Variationen während dem Spielen erreichen.

Ein großes Lob verdienen die Tutorials für Operator (es gibt derer gleich sechs), und wie immer gibt die Info-Ansicht Aufschluß über alle einzelnen Funktionen. Natürlich wird das neue Instrument auch im Handbuch ausführlich erklärt.

Bisher war Ableton ja der Spezialist für Musizieren mit audiobasiertem Material, aber mit der Einführung von Operator haben die Programmierer bewiesen, dass sie auch auf dem Softsynth-Sektor mehr als mithalten können. Das schöne am Operator ist, dass er genauso wie seine Hostsoftware perfekt für das Spielen auf der Bühne gemacht ist: Es lassen sich in seiner minimalistischen, sich leicht erschließenden Bedienoberfläche mit wenig Aufwand neue Sounds schrauben und vorhandene verändern, und das sogar während man spielt. Der Preis geht für das Gebotene mehr als in Ordnung; ich kann jedem Live-User, der mit Synthese arbeitet, dieses Zusatzmodul nur wärmstens empfehlen. Once again, Two Thumbs Up for Ableton!

Pro

  • Sound
  • einfache Bedienung
  • Werkspresets
  • Tutorial

Kontra



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Autor: Roland Reinke, 14.06.2005 Ein Service von MEMI.