VIRTUALITY (CD 1992)



Die Titel:

1. Change                               6'41

2. Kyoto                                  5'32

3. Shivas Invention                 6'20

4. But - I Know                        7'04

5. Malaria                               6'35

6. Lilith - the Black Moon        7'43

7. Cyberspace                         7'20

8. Cloudwalk                           5'59

9. The Moor                            5'01

10. Dawn                                 8'57

Gesamtspielzeit                        67'33

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Equipment auf "Virtuality":

Martin:

Oberheim MATRIX-1000, Yamaha DX-7, TX-802, Roland S-330, U-110, Casio CZ-101, Roland R-8 Drumcomputer, FORMANT-modularsystem, Analog-sequencer und mehrere Effekte.

Volker:

Casio MG-510 Midi-guitar, Roland GR-303 Guitar-Synthesizer, Yamaha TX-802, Roland D-110, Casio CZ-101, Kawai K1r, R-50 Drumcomputer und verschiedene Effektgeräte.

Virtuality, 1992 CD Lectronic Soundscapes LS-92003.
Produktion: Lektronic Soundscapes.
Vertrieb: CUE- Records

" Virtuelle Realitäten - Virtualitäten - ein aktuelles Thema im Zusammenhang mit Cyberspace, der (In-)begriff virtueller Welten, der bekanntlich auf William Gibsons Roman 'Neuromancer' zurückgeht und in letzter Konsequenz viel weitreichendere Folgen mit sich bringt, als sich heute auch nur erahnen läßt. Und das nicht nur im Sinne von (von Science-Fiction Anhängern geliebten) technischen Möglichkeiten, die heute noch den Charakter von Spielereien haben, sondern der Begriff der Wirklichkeit selbst wird zunehmend fragwürdiger. Aber war er es nicht immer schon?

Wirklichkeit hat sehr viel mit Wahrnehmung zu tun; die Summe unserer Wahrnehmungen läßt erst Realität entstehen. Die scheinbar so klare Grenze zwischen unserer Alltagsrealität und Scheinwelten wie Träume im Schlaf oder künstlichen Realitäten, seien sie nun durch schamanische Ekstase, natürliche oder chemisch hervorgerufene Psychosen oder Cyberspace hervorgerufen, verwischt bei genauer Betrachtung. Was hat das nun mit unserer Musik zu tun? Einerseits erzeugt fast jede Art von Musik, die ja auch mit Wahrnehmung zu tun hat, den Hauch einer Illusion, einer Scheinwelt, die sich mit unserer normalen Realität überlagert. Zum anderen findet sich diese Überlagerung in vielen Stücken unserer Musik selbst: Die elektronischen, 'cyber'-artigen Klänge und Strukturen überlagern sich mit 'virtuellen' - weil durch Keyboards erzeugten - ethno- oder Natursounds, um gemeinsam eine eigene Welt zu erzeugen. Man könnte sagen, mit 'Malaria' und 'Cyberspace' haben wir noch eins draufgesetzt und sozusagen eine virtuelle Virtualität erzeugt: 'Malaria' mit seiner tropischen Atmosphäre stellt nichts anderes als einen fiebrigen, traumatischen und zugleich süßlichen und zerstörerischen Zustand dar, wie ihn vielleicht ein an Malaria Erkrankter haben könnte.

'Cyberspace' muß man wohl nicht erklären - das hineingezogenwerden in eine Maschine, das Sich-Auflösen in den Schaltkreisen eines Computers, Einswerdung in einem androiden Zustand. 'Lilith - der schwarze Mond'; dieser traumatische Anfangspart entstand tatsächlich in einem Traum von mir, in dem ich diese Art Musik in einer eigenartigen Traumsituation quasi erträumt hatte. Lilith - die mythologische Göttin der Verführung, Rache und des unstillbaren Verlangens. In der Astrologie bezeichnet man einen virtuellen (!) Punkt der Mondumlaufbahn mit Lilith oder eben: der schwarze Mond. Die Musik mußte entsprechend mystisch und zugleich geheimnisvoll verführerisch ausfallen.

Es klingt fast so, als ob wir einen überzogenen intellektuellen Anspruch hätten - das stimmt jedoch nicht, uns macht es einfach Spaß, Musik zu machen. Unsere Stücke entstehen meist beim Experimentieren, Improvisieren, wobei sich langsam ein Konzept, ein Bild oder ein Gefühl entwickelt, das sich durch musikalische Kommunikation immer weiter verdichtet. Ich verstehe Komponieren weniger als Verarbeitungsprozeß von gefühlsmäßigen Eindrücken, sondern viel mehr als Erzeugen, Schaffen von Gefühlen und Eindrücken."

Martin, 1992

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"Virtuality - hier kommt auf irgendeine Weise das Verlangen nach illusionären Welten der Schönheit und Macht jenseits menschlicher Begrenzungen zum Ausdruck. Aber je näher man ihnen kommt, desto mehr erscheinen sie unwirklich und leer. Schließlich bleibt nichts als die Einsamkeit unseres inneren Raumes."

Martin

 

"Virtuality - bezeichnet die Überschreitung der Grenzlinien zwischen Mensch, Maschine und Natur. Mit Hilfe der Computertechnologie wird es möglich, die Realität zu scannen und neue, virtuelle Realitäten zu formen - zumindest in der Musik. "

Volker